Franz Ferdinand
Der Abend zerfällt in zwei Teile. In jenen vor der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie und jenen nach dem Attentat. Der erste Teil: nervös, aufbrausend. Der zweite Teil: lähmend, vor sich hin siechend. Dazwischen: ein schwarzes Loch. Es klafft wie eine große Leerstelle in Biljana Srbljanovic’ neuem Stück, auch wenn sie rund um die Geschehnisse an jenem 28. Juni 1914 viele Worte macht und viele Zeitungsschnipsel zitiert.
«Dieses Grab ist mir zu klein» lautet der Untertitel des Historienstücks über jenes weltbewegende Ereignis, das Srbljanovic als Folge eines Schulbubenstreichs erzählen möchte.
Der Attentäter Gavrilo Princip ist ihre Hauptfigur. In der Gestalt von Martin Vischer ist er in dem nüchternen White Cube, den der polnische Regisseur Michal Zadara in das Wiener Schauspielhaus bauen ließ, ein durchaus sympathischer Kerl. Postpubertär, ein bisschen depressiv und ziemlich hochtrabend. Einer, dem die Band Franz Ferdinand näher sein dürfte als der österreichische Thronfolger. An seiner Seite: sein Kumpel Nedeljko, den Simon Zagermann wahlweise als vor Kraft strotzenden Tollpatsch oder als tollen Kraftkerl gibt. Das Dekolletee ...
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Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Chronik Wien, Seite 59
von Stephan Hilpold
Das Rauschen des Meeres. Rhythmisch schwanken die verlorenen Menschen hin und her, während die Musiker den Takt vorgeben. Eine Frau in Weiß (Claudia Iglesias Ungo) taucht auf der Kante des verrotteten Schwimmbadbunkers auf, zieht geisterhaft ihre Kreise, während zwei Immigranten (Robin Sondermann und Alexander Swoboda) ihr zusehen, aber aus Angst vor Entdeckung der...
Es gibt da nichts zu beschönigen. Schon das erste Drittel des letzten Säkulums hätte gereicht, um dem Titel «Jahrhundert der Katastrophen» traurige Ehre zu machen. Der französische Arzt und Skandalautor Louis-Ferdinand Céline war der erste, der das in seinem 1932 erschienenen Debutroman «Reise ans Ende der Nacht» schonungslos verkündete, mit einer Sprache, die wie...
«Die Eingeschlossenen» endet wie schon einige Stücke der Hamburger Gruppe Ligna: mit Zuschauern, die im Halbdunkel auf dem Boden liegen, an die Decke starren und das Geschehene nachhallen lassen. Was während der vergangenen Stunde passiert ist, stellt allerdings eine Neuerung im Ligna-Kosmos dar. Verstrickten Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen...