Foto: Esra Rotthoff/Maxim Gorki Theater

Falk Richter: Ein Teil einer Insel

Ein utopisches Pamphlet in Zeiten eines reaktionären dystopischen Backlashes

Das große Übel unserer Zeit sind sich radikalisierende religiöse Fanatiker aller Konfessionen. Da könnte ich jetzt einige Namen nennen, mach ich aber nicht, sonst werd ich ja gleich wieder verklagt, also versuche ich es mal anders: Der ideale Staat kennt eine strikte Trennung von Staat und Religion. Keine Religion wird einer anderen Religion über- oder untergeordnet.

Alles Religiöse muss aus dem Staat, muss aus der Schule, aus dem staatlichen Fernsehen entfernt werden.

Die Kirchen haben kein Mit­spracherecht in staatlichen Angelegenheiten, auch Parteien dürfen sich nicht über eine Religionszugehörigkeit definieren, sondern nur über einen Wertekanon, der über die Zugehörigkeit zu einer einzelnen Religion hin­ausgeht.

Alle Menschen sind gleich, und das heißt, dass wirklich alle Menschen die gleichen Rechte zugesichert bekommen, unabhängig von ihrer Ethnie, Hautfarbe, ihr Geschlecht, ihrer Nationalität, ihrem Einkommen, ihrer sexuellen Disposition, ihrer politischen oder sonstigen Haltung.

Erklärtes Ziel meines idealen Staates ist es, das Fantasma des Nationalismus und die Bezugnahme auf nationale Mythen als Grundlage der Identität zu überwinden. Die Bürger dieses Staates sind ein ...

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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Der ideale Staat, Seite 36
von Falk Richter

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