Expedition zu den Grundfragen
Die Welt der Eltern ist groß. Es gab die Angst, nicht Herr über das Thema
zu werden. Das Material vermehrte sich, wuchs; die elektronischen Notizbücher mit einer unüberschaubaren Zahl an Links schwollen an, die vielen Zettel und Verweise, ausgelegt auf dem Boden, bereit, zu einem Teppich verwoben zu werden, nahmen viele, zu viele Quadratmeter ein. Verzweiflungsschübe, Kampfansagen, Selbstüberlistungsversuche. Erschrecken vor den Lebensirrtümern, den politischen Illusionen. Leiden an der eigenen Verlogenheit. Vergossenes Herzblut. Eine Odyssee.
So beschreibt Nis-Momme Stockmann die Arbeit an seinem Stück «Tod und Wiederauferstehung der Welt meiner Eltern in mir». Für sie hatte er sich zurückgezogen aus einem Betrieb, der ihn bereits adoptiert hatte als Hoffnungsträger und außerordentliche Begabung – die er ist, zweifellos. In Interviews wehrte er sich gegen die dumme Kultur der Verortung, des Verstehens und der Nutzbarmachung, ließ verlauten, die ersten Stücke, für die er geliebt wurde, interessierten ihn nicht mehr. Stattdessen: Der Gedanke dürfe in keine verständliche Dramaturgie gezwängt werden, sondern müsse entfesselt, diskursiv kreisend und uneindeutig sein. Die Kritik hat ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 170
von Judith Gerstenberg
Ein junger Mann kommt auf die Bühne, die leer geräumt ist bis auf ein Klavier. Ein Probenraum, in dem (noch) niemand zu wissen scheint, wohin die Reise geht. Und auch der Mann, der die Bühne durchquert und umrundet, als ließe der Ort sich so besser verstehen, sieht wie ein Suchender aus in seinen Alltagskleidern und mit dem Reclamheftchen als Navigationshilfe in...
Drei junge Frauen entwerfen einen radikalen Glücksplan für die Gesellschaft, geraten bei der Umsetzung in die Fallstricke des Systems und fahren ihre Mission mit Vollgas gegen die Wand.
Laura Naumann erzählt die Geschichte vom Ende her: Die Figuren sind tot und rekapitulieren von einem nicht weiter konkretisierten Ort aus die beste Geschichte ihres Lebens, ihres...
Wenn es einen Wunsch gibt, der innerhalb der Gegenwartskultur die Grenzen des Verstehbaren sprengt, dann wäre es der, nicht kreativ sein zu wollen. Dies gilt für Individuen ebenso wie für Institutionen. Nicht kreativ sein zu können, ist eine problematische, aber eventuell zu heilende und mit geduldigem Training zu überwindende Schwäche. Aber nicht kreativ sein zu...