Erschütterte Gewissheiten
Gemäuer wie Windows-Kacheln, schwebende Labyrinthe, gleißend gelbe Wüste mit trickanimierter Supernova-Sonne – diese Welt, durch die Frank wieder und wieder taumelt, scheint aus der Pionier-Ära der Computerspiele zu stammen. Eine Pixelwelt, die ihre algorithmische Gemachtheit nicht verschleiert. Frank erlebt sie wie in Trance. Computerstimmen sprechen zu ihm, während er auf der Suche nach Wasser für seine Familie ein ums andere Mal scheitert. Alles stirbt um ihn herum, Frank aber soll lernen, das System zu lesen, den Sinn des Ganzen. «You are the one», haucht ihm das System zu.
«The one – what?», fragt Frank zurück. Der Gott der Maschine? Oder ihr Knecht? Der Übermensch? Der gebückte Avatar?
Susanne Kennedys gemeinsam mit Markus Selg für die Berliner Volksbühne entworfene «Ultraworld» gibt sich als Reflexion über den Menschen im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit zu verstehen. Eine kafkaeske Parabel über das Gefangensein in einem System, das kein Entrinnen kennt und dessen Voicespuren beharrlich die Glücksversprechen des Silicon Valley auf Frank niedertröpfeln lassen. «The only way out is in»: Esoterische Botschaften wie diese geben die Tonlage des Abends vor. Sie ...
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Theater heute Mai 2020
Rubrik: Was fehlt?, Seite 18
von Christian Rakow
«Was ist Wahrheit?», fragte der römische Statthalter Pontius Pilatus den Delinquenten Jesus und blieb nicht, dessen Antwort abzuwarten, sondern ging ab und wusch seine Hände in Unschuld. Modernen Wahrheitstheoretikern gilt Pilatus mit dieser Aktion als Visionär. Denn wer wollte wohl die Antwort kennen? Wo doch Wahrheit im Sozialen wie im Naturwissenschaftlichen...
Den ganzen Tag lang überschlugen sich die Ereignisse. Schulen, Universitäten, Museen, Grenzen, alle geschlossen. Messen, Kongresse, Konzerthallen und Theater hatten sich vorher schon dem Druck der Corona-Pandemie gebeugt. Alle Theater? Nicht ganz. Ein mittleres Haus im südbadischen Freiburg hörte nicht auf, dem Virus Widerstand zu leisten.
Es ging ja noch um «Der...
Eva Behrendt Herzlichen Glückwunsch zur Auswahl – und dazu, dass die Quote mit sechs Inszenierungen von Regisseurinnen sogar übererfüllt wurde. Wie ist das gelungen?
Margarete Affenzeller Eigentlich war’s ganz leicht. Es war in letzter Zeit kaum noch die Rede von der Quote, auch nicht in der Schlussdiskussion. Wir waren uns schon im Mai, als Yvonne Büdenhölzer...
