Doppelte Travestie
Ist George Orwells dystopisches Romanmärchen «Farm der Tiere» theatertauglich? Oliver Frljic hat jetzt am Stuttgarter Schauspiel eine eigene Bearbeitung auf die Bühne gebracht – unseren Zeiten angepasst, das Original eingeschmolzen, den Plot verändert. Der Stoff ist und bleibt so oder so aktuell, keine Frage. Es ist überzeitlich plastisch, wie genau Orwell das wirkungsvolle System von Propaganda in Gestalt von Fake News respektive alternativen Fakten analysiert. Wie unter der wiederholten Torpedierung durch Lügen die Gehirne des drangsalierten Tiervolks langsam weichgekocht werden.
Wissen ist Macht, ist eine altbekannte Weisheit der Aufklärung. Wer nicht in der Lage ist, das zu begreifen, glaubt am Ende sogar, dass zwar alle gleich sind, aber manche gleicher. Den gebildeten und sich weiterbildenden schlauen Schweinen, die nach der revolutionären Entmachtung ihres menschlichen Unterdrückers das Regiment auf der Farm übernommen haben, gehen alle auf den Leim: die Hühner, die Schafe, die Pferde, die Kühe, der Esel. Und sie müssen ackern. Der Aufstand gegen ihren Bauern-Schinder und seine Vernichtung hat ihnen nichts gebracht. Sie bleiben ausgebeutete, drangsalierte Untertanen. ...
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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 20
von Verena Großkreutz
Als Lori Glori zum ersten Mal den Mund öffnet zu «Wade in the water», einem Gospel, den sie schon als junges Mädchen in der Bayview Baptist Church San Francisco sang, ist sofort klar: Hinter dieser Stimme steckt jede Menge Power. Und sie kommt älteren Zuschauer:innen auch irgendwie bekannt vor: Lori Glori, bürgerlich Lori Hölzel geborene Ham, war eine der prägend...
Würdigen wir bitte zunächst den Spielplanhumor. Letzte Inszenierungen einer Intendanz haben ja oft symbolische Titel, meist irgendetwas mit «Ende» oder «Abschied». Martin Kušej, der eher für Trübsal als Witz bekannte scheidende Direktor des Wiener Burgtheaters, programmiert als finale Premiere ein Stück mit dem Titel «Zentralfriedhof». Das ist so grimmig – wenn ich...
What brings us to Africa? What are the lessons learned?», fragt Bishnupriya Dutt, die Präsidentin der International Federation for Theatre Research (IFTR) während der «Closing Ceremony» in der Great Hall der University of Ghana. Ihre Abschlussrede fasst die ethischen Prämissen des internationalen Wissenschaftsverkehrs noch einmal auf Diskurshöhe zusammen: Sie...