Die wesentlichen Dinge
Aus Theatersicht lässt sich die Berlinale 2018 als voller Erfolg verbuchen. Ausgewiesene Bühnenschauspieler haben – so die zentrale Botschaft vom hauptstädtischen Cineasten-Festival – absolute Hochkonjunktur im deutschen Film; dicht gefolgt von dramatisch komplexitätssteigernden Philosophen. Denn von wegen Jura, Ingenieurswesen, Wirtschaft: Die Trendstreber des Kino-Jahrgangs 2018 studieren die Wissenschaft vom Denken! Auch, wenn man es ihnen nicht immer auf den ersten Blick ansieht.
Dabei entdecken sie unisono einen Theoretiker, den das Theaterbusiness schon seit Jahrzehnten abfeiert, wenn auch mit überwiegendem Akzent auf der ersten Silbe. Nämlich den – um es stellvertretend mit Thomas Bernhards «Alten Meistern» zu sagen – «Voralpenschwachdenker» und «nationalsozialistischen Pumphosenspießer» Martin Heidegger.
Gleich in zwei Filmen mit deutscher Stadttheaterschauspieler-Beteiligung – in Philip Grönings Wettbewerbsbeitrag «Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot» sowie in Ben Brummers «Feierabendbier» aus der Nachwuchssektion «Perspektive Deutsches Kino» – gehen neben dem besagten After-Work-Gebräu bedeutungsschwere Ontologismen über den Tresen. Wobei – noch mal die «Alten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute April 2018
Rubrik: Berlinale, Seite 30
von Christine Wahl
Nauru, einst Teil des Deutschen Reiches, ist eine verlorene Insel in der Südsee: 10.000 Einwohner, 1200 Meilen ist die nächste Siedlung entfernt, 30 Minuten dauert eine Inselumrundung, ein einziges Flugzeug fliegt Nauru an. Durch einen aberwitzigen geografischen Zufall lagerte sich hier vor vier Millionen Jahren Vogelkot zum kostbaren Düngemittel Phosphor ab – ein...
Beim Schlendern über das verschneite Niemandsland irgendwo zwischen Stadtautobahn und dem multikulturellen Kiez Oberhausen-Süd kann man selbst bei winterlichen Minusgraden ins Schwärmen geraten: So viel freier Platz für Kunst, davon können Städte dieser Größenordnung – Augsburg hat derzeit knapp 300.000 Einwohner – meist nur träumen. Hier im Nordosten, zugegeben...
Es ist eine sympathische Geste der Residenztheaterleitung, für diejenigen, die sich von den zeitgeist-geschliffenen well-made Plays im Spielplan nicht so recht angesprochen fühlen, eine gegenläufige Programmseitenlinie zu verfolgen, die mit offenem Blick von außen und ganz unterschiedlichen, häufig osteuropäischen Regiehandschriften eigene Akzente setzt und dabei...