Die Liebe zu den Bildern

Tennessee Williams «Endstation Sehnsucht» in Frankfurt

Ohne weiteres kann man die Frankfurter Aufführung als Film beschreiben, stellenweise sogar als erstaunlich gelungenes Remake jener Verfilmung von 1951 mit dem jungen Marlon Brando, an die in diesem Zusammenhang alle denken: zwei bühnengroße Leinwände, auf denen die Schauspieler meist in Close-Ups zu sehen sind, meist sehr close, dazwischen eine entsprechend alt­modisch ausstaffierte Lücke, vulgo Bühne, in der die acht Akteure, sechs Spieler und zwei Kameraleute, ihrem spielenden und filmenden Handwerk nachgehen, das dann simultan nach links und rechts übertragen wird.

Es liegt also ein wenig Castorf/Neumann in der Luft, aber dennoch ist in Frankfurt deutlich mehr Film als in der Berliner Volksbühne – mit Vorspann, Filmmusik, vor allem in der Aufnahme­ästhetik. Obwohl man sich wie im Kino fühlt, ist es doch – herstellungstechnisch – Theater, und wenn es Kino ist, dann sitzt man hier nicht im Zuschauerraum, sondern am Set. Einen ihrer schönsten Momente hat die Aufführung von Kay Voges (Regie), Jos Diegel, Alexander Dumitran, Daniel Hengst, David Wesemann (alle Video) und Daniel Roskamp (Bühne) im Übrigen, wenn sich dieses Set etwas zu bewegen beginnt. Da muss man als Zuschauer erst ...

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Theater heute Februar 2015
Rubrik: Chonik Frankfurt/Main:, Seite 50
von Peter Michalzik

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