
Foto: Max Zerrahn
Der unheimliche Kern des Ganzen
Eva Behrendt Herzlichen Glückwunsch, Ihr erstes Theaterstück «Vereinte Nationen» ist gleich zu den Mülheimer Stücken eingeladen geworden!
Clemens Setz Danke, das freut mich sehr. Das hätte ich gar nicht erwartet, mein Stück ist ja, von den benutzten Technologien mal abgesehen, eher zeitlos.
EB Wirklich? «Vereinte Nationen» erzählt davon, wie ein Vater sich und seine Tochter in Situationen filmt, in denen er sie maßregelt, und mit diesen Filmen erfolgreich Geschäfte macht.
Er und seine Frau schwanken zwischen moralischen Bedenken und der Gier, noch mehr Geld zu verdienen. Da werden doch sehr aktuelle Themen – Digitalisierung, Internetkultur – verhandelt und obendrein auch noch eine Theaterdebatte gestreift, nämlich die Frage nach Authentizität und Inszenierung. Wie inszeniert, wie «natural» sollen die Reaktionen ihrer Tochter sein, fragen sich z.B. die Eltern immer wieder. War Ihnen diese Parallele bewusst?
Setz Man kann Schauspiel als Kunst betreiben, die auf Erfahrung beruht – oder auf Imagination. Kennen Sie die Anekdote über Dustin Hoffman, der in Vorbereitung seiner Rolle als «Marathon Man» wirklich Marathon gelaufen ist und irgendwann kollabierte? Laurence Olivier soll ihn da, ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: Das Stück, Seite 40
von Eva Behrendt
Die Paradoxie des Begriffs «aufgeklärter Absolutismus» bringt E.T.A. Hoffmann in seinem Märchen «Klein Zaches genannt Zinnober» (1819) satirisch auf den Punkt: Die Geschichte fängt damit an, dass ein Fürst per Dekret die Aufklärung einführt. Zugleich werden alle Feen als «Feinde der Aufklärung» des Landes verwiesen. Eine von ihnen rächt sich für die Schmach, indem...
War-te, war-te, nur ein Weil-chen», abgehackt und kindlich streng schallt die Mädchenstimme durchs Dunkel. Ein unschuldiger kleiner Abzählreim, ginge es darin nicht um einen realen Kindermörder. Es sind die ersten Sekunden von Fritz Langs epochemachendem Krimithriller «M». Die Achtjährige, die hier, umringt von anderen Kindern, mit ausgestrecktem Arm Schicksal...
Wir wissen wirklich wenig; wie stark sich die Annäherung zwischen den Kontinenten mittlerweile auch entwickelt haben mag. Wenn dann aber auf Festivals hierzulande Theatersprachen und Inszenierungsstile ins Blick- und Hör-Feld geraten, die nicht unübersehbar in näherer Nachbarschaft stehen, stellt sich die Frage immer wieder neu: nach dem Fremden und nach dem...