Der Gang in die Tiefe
Johanna Dark, Angestellte im Karitativbusiness des wirtschaftskrisengebeutelten Chicago, hat Hochkonjunktur. Wahrscheinlich, weil sie ein bisschen klingt wie Gregor Gysi oder Sahra Wagenknecht, wenn bei «Anne Will» mal wieder die soziale Umverteilungskeule geschwungen wird: «Dieses ganze System ist eine Schaukel mit zwei Enden, die voneinander abhängen», weiß Johanna. «Und die oben sitzen oben nur, weil jene unten sitzen und nur solang jene unten sitzen.
» Und da auch die Information «Still fielen in sich zusammen die Bankinstitute» direkt dem Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow abgelauscht sein könnte, klopfen zurzeit sämtliche Theater von Dresden bis Konstanz Brechts «Heiliger Johanna der Schlachthöfe» eifrig den Staub von der 1929er Heilsarmeeuniform. Im Deutschen Theater Berlin versucht das Charity-Girl jetzt zum Beispiel im rückenfreien Glitzerkleid, an den Hebelverhältnissen zu drehen: Redlich empört über das Elend der Arbeiter, appelliert es mit augenscheinlichem Erfolg an die unternehmerischen Tugenden des Fleischfabrikanten Pierpont Mauler: Verantwortung, soziales Gewissen etc. pp.
Dass Frau Dark nach ihrem dritten Recherche-«Gang in die Tiefe» allerdings plötzlich ...
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