Alter Worpsweder!
Ohlrogge stand in den Pedalen seines Holländer-Fahrrads und fuhr in die Hamme-Niederung, er war schon zu spät.Heute musste er eine sechsköpfige Gruppe aus Oldenburg betreuen, die sich für den Freilichtkurs angemeldet hatte und die ihn bereits links der Brücke auf dem Sandweg erwartete mit aufgestellten Staffeleien, Malplatten, Borstenpinseln und jeweils zwölf Farben auf der Palette.
«Wir dachten schon, Sie kommen nicht mehr!», sagte eineKursteilnehmerin, die ihn mit einer Schürze um denBauch startbereit ansah.
Auch die anderen vier Damen hielten den Borstenpinsel bereits in der Hand. Die eine, die dickste, mit erröteten Wangen, hatte ihn schon in Van-Dyck-Braun getunkt, nur ein einzelner Herr schraubte an seiner Staffelei.
Ohlrogge lehnte das Fahrrad an einen Zaun, nahm vorsichtshalber seine Luftpumpe aus der Halterung, um sie vorDiebstahl zu schützen, und stellte sich vor die Gruppe.Normalerweise begann er den Kurs »Auf den Spuren der alten Worpsweder» mit einer kleinen Einführung in dieLandschaftsmotive von Mackensen und Modersohn. Aberjetzt stand er stumm da und starrte in die Ferne.
Er sah sich als jungen Mann auf der Wiese stehen, auf der letzten Wiese vor dem Horizont. ...
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