Der Fachidiot
Ein weißes, «sexuell provokatives» Zahngerät zwischen die Lippen geklemmt, schleicht eine Gestalt in weitem Hemd und Faltenrock, unter dem Arm eine Ente in goldenem Käfig, aus der gestreift tapezierten Szenerie. Frage: «Was gibt Worten die Magie?» Antwort: «Ich, ich, ich.» Wer spricht? Willem Dafoe als Idiot Savant in Richard Foremans gleichnamigem neuen Stück, mit dem sein Ontological-Hysteric Theater in Joseph Papps legendärem Public Theater gastiert.
Die Haare knapp über der Stirn zum Zopf gebunden, ist Dafoe, der gerade in von Triers «Antichrist» das Kinopublikum zum Schaudern brachte, kaum zu erkennen.
Auch hier regiert das Chaos, aber eines der absurd-komischen Art. Mit geradezu akrobatischer Körperkontrolle spielt Dafoe einen Fachidioten, eine selbstverliebte Kunstfigur in Foremans zeitloser Fantasiewelt, wo Zahlen und nummerierte Wörter Regeln zu entschlüsseln versprechen und buchstäblich nichts erklären. Lichteffekte wechseln unerwartet. Türen verbergen scheinbar wichtige Gegenstände, deren Bedeutung sich nie klärt. Schauspieler kriechen plötzlich aus Wandluken und treten wie selbstverständlich dem präzise konstruierten Wirrwarr bei. Immer wieder läuft ein Chor mit rotem ...
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