Der Fachidiot
Ein weißes, «sexuell provokatives» Zahngerät zwischen die Lippen geklemmt, schleicht eine Gestalt in weitem Hemd und Faltenrock, unter dem Arm eine Ente in goldenem Käfig, aus der gestreift tapezierten Szenerie. Frage: «Was gibt Worten die Magie?» Antwort: «Ich, ich, ich.» Wer spricht? Willem Dafoe als Idiot Savant in Richard Foremans gleichnamigem neuen Stück, mit dem sein Ontological-Hysteric Theater in Joseph Papps legendärem Public Theater gastiert.
Die Haare knapp über der Stirn zum Zopf gebunden, ist Dafoe, der gerade in von Triers «Antichrist» das Kinopublikum zum Schaudern brachte, kaum zu erkennen.
Auch hier regiert das Chaos, aber eines der absurd-komischen Art. Mit geradezu akrobatischer Körperkontrolle spielt Dafoe einen Fachidioten, eine selbstverliebte Kunstfigur in Foremans zeitloser Fantasiewelt, wo Zahlen und nummerierte Wörter Regeln zu entschlüsseln versprechen und buchstäblich nichts erklären. Lichteffekte wechseln unerwartet. Türen verbergen scheinbar wichtige Gegenstände, deren Bedeutung sich nie klärt. Schauspieler kriechen plötzlich aus Wandluken und treten wie selbstverständlich dem präzise konstruierten Wirrwarr bei. Immer wieder läuft ein Chor mit rotem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Meister lud zur Bauprobe – ein Vorgang, bei dem Schauspieler kaum vonnöten sind; es geht um technische Dinge, Sichtlinien und dergleichen, ein erstes Kennenlernen der baulichen Begebenheiten eines Bühnenbildes. Doch diesmal war alles anders, und so sollte es den gesamten Produktionsprozess über bleiben.
An der Brandmauer, ganz hinten in diesem riesigen...
Sind die Frauen die «Guten» und die Männer die «Bösen»? Nach einer Vorstellung von Tom Lanoyes neuem Stück «Atropa» (ob die der deutschen Erstaufführung in Nürnberg oder die unmittelbar darauffolgende im Theater Konstanz) ist man nicht ganz abgeneigt zu sagen, dass es sich der Autor vielleicht doch etwas zu einfach gedacht und gemacht hat. Den Ur-Mythos von «der...
Die heimliche Uraufführung war schon bei «Harald Schmidt»: Der Latenight-Talker und Operetten-Zar stellte sich der Schauspielerin, Autorin und Performancekünstlerin Anne Tismer zur zweitbesten Sendezeit zur Verfügung, um mit ihr gemeinsam einen zehnminütigen Probelauf von «Hitlerine» in selbstgebastelten Jeeps und Ameisenkostümen zu performen. Das komplette...