Aus der Zwickmühle
Die gute Nachricht ist: Es wird wieder über Kritik diskutiert. Im letzten Jahr bei zahlreichen, oft prominent besetzten Veranstaltungen wie dem Kongress «Die Zukunft der Kritik», veranstaltet von Bundeskunsthalle Bonn und Akademie der Künste Berlin, heftiger und öffentlichkeitswirksamer noch angesichts der Hannoveraner «Causa Goecke». Diese Diskussionen sind auch Ausdruck von Veränderungsprozessen, die im Feld des Kulturjournalismus am Werk sind: Wir befinden uns an einem Übergang.
Während in den etablierten Printmedien die Plätze für Kulturberichterstattung weiterhin schwinden – eine Tendenz, die sich während der Pandemie noch verstärkt hat –, verlagern sich kulturkritische Dialoge in andere, virtuelle Räume. Dabei ist noch lange nicht ausgemacht, wo der Qualitätsjournalismus in der (Aufmerksamkeits-)Konkurrenz zu den Gratis-Meinungsmärkten des Internets langfristig seinen Platz finden wird. Zugleich muss auch er sich die institutionskritischen Fragen gefallen lassen, die sich zurzeit vielerorts stellen: Welche etablierten Praxen können überhaupt beibehalten werden? Und wo müssen wir neue Wege finden oder erfinden, um der veränderten Zeit und den veränderten Publika gerecht zu ...
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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Knappheit - alles auf Kante, Seite 30
von Esther Boldt
Am Rad morgens an der Ampel, eng im Pulk der Wartenden, der Fußgänger, neben einer Frau, die ruhig und breit, und komplett a-rezeptiv da steht, nichts von dem bemerkt, was um sie herum vorgeht, denn natürlich hat sie ihre Welt abpanzernden Privatsendungsstöpsel im Ohr, hört nichts, merkt nichts, ist als Taube von sich selbst beschallt, ganz allein in ihrem...
Viele Jugendliche verzweifeln an den Erwachsenen. Die Klimakrise gefährdet ihre Zukunft, doch unablässig entstehen neue Treibhausgase. «Was macht unsere Eltern nur so ratlos?», fragt sich etwa Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Genauso wenig kann sie begreifen, warum die langjährige deutsche Kanzlerin weitgehend untätig blieb. «Merkel ist Physikerin. Müsste sie da...
Plötzlich / aus dem Schlaf schrecken» lauten die ersten Worte in Thomas Freyers neuem Stück «Ajax», in dem er den trojanischen Krieg mit der Gegenwart verschneidet. Das böse Erwachen wird im Verlauf des Geschehens nicht nur die gleichnamige Hauptfigur treffen. Zunächst ist es jedoch der zehnjährige Jonathan, der in der «nächtlichen Stille» das Bett verlässt und «in...