Zweifelsfrei selbstherrlich
Man weiß vom Besuch des Teufels beim Dichter Rattengift in Grabbes Lustspiel «Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung» (1822), dass jener aus Mangel an Inspiration an seiner Feder kaut. Solche Zusammentreffen bleiben bekanntlich nicht ohne Folgen.
Nicht dass auch Lars Norén an einer Feder saugen müsste! An die 1700 unpaginierte Bögen des gerade erschienenen «Tagebuch eines Dramatikers» mit einem Gesamtgewicht von fast anderthalb Kilo zeugen im Gegenteil von der sehr produktiven Personenchemie zwischen einem unermüdlichen Egomanen und einem sich in die Nachtschwärze des Einbandes hüllenden Exorzisten.
Mit Beleidigungen, Verleumdungen, bösartigem Klatsch und Tratsch in fast täglichen Einträgen während der Jahre 2000–2005 wird viel Rattengift ausgestreut, wovor nicht einmal der Schreibende selber sicher ist: «Ich werde ... mich befreien, befreien davon, anderen Menschen wehe zutun. Mich befreien von der Scheiße» gelobt er sich, ziemlich erfolglos. Immer-hin ein Ausgleich für die über weite Strecken ermüdenden Alltagsbanalitäten von der Art «Wir waren drinnen bei Dussmann. Ich ging auf die Toilette dort, während Charlie nach Schallplatten suchte». Dann wieder diverse Krisen, ...
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Theater heute«Bunnyhill», das Projekt der Münchner Kammerspiele, das sich 2004 mit der Situation Münchner Jugendlicher im «Problembezirk» Hasenbergl beschäftigte, war die Initialzündung für den Fonds «Heimspiel» der Bundeskulturstiftung. Dieser Fonds fördert Projekte im Stadttheater, die sich explizit auf ihr soziales Umfeld und neue Publikumsschichten beziehen....
So sah Einar Schleef sich selbst, 1979: Selbstbildnis, Gouache und Kreide auf Zeitungspapier, 74 x 53 cm, zu sehen in einer Ausstellung der Stiftung Moritzburg im ehemaligen Karstadtgebäude in Halle an der Saale.
Näheres im Magazin, S. 58 in diesem Heft
Ein Jude, ein Muslim, ein Christ treten ins kalte Licht einer nackten Bühne. Anlässe zur Zwietracht finden sich schnell, doch so richtig bricht der Streit los, als eine namenlose Leiche vom Himmel fällt: Jeder besteht darauf, den Toten nach seinen Ritualen zu bestatten. Die Mundwinkel des Juden beben vor Zorn, der Muslim hebt die Faust. Gleichermaßen vehement wie...