Zuhause in der Suspect Culture

Das schottische Theater hat eine «Jahrhundertgeneration» hervorgebracht, und David Greig ist mit 40 Stücken dabei; «San Diego» hat es schon bis Magdeburg geschafft

Theater heute - Logo

Die Bühne des Schauspiels Magdeburg betritt «David Greig» wie ein überdrehter Conférencier. Als Passagier einer Boeing 777 plappert er, befeuert vom großzügig ausgeschenkten Whisky, gut gelaunt daher. Zum ers­ten Mal fliegt der Dramatiker in die USA, nach San Diego, wo im La Jolla Playhouse sein Stück «Die letzte Botschaft des Kosmonauten an die Frau, die er einst in der ehemaligen Sowjetunion liebte» herauskommt. Über die Stadt informiert er sich mittels eines Reiseführers. Trotz ihres hohen Lebensstandards werde sie seltsamerweise kaum zum Schauplatz fiktiver Handlungen gemacht.

Das ändert Greig mit «San Diego», in dem er sich erstmals als Figur selbst auf die Bühne bringt. In Magdeburg wird er von Wolfgang Vogler gespielt, und dessen anfängliche demonstrative Selbstzufriedenheit als Kommentator und Regisseur der eigenen Geschichte könnte nicht weiter vom realen David Greig entfernt sein.

Schottland – Profilierung durch Kultur

Der hebt selten einmal die Stimme und wirkt trotz seiner 37 Jahre immer noch wie ein ebenso wohlerzogener wie leicht verunsicherter Student. Auch ohne die ihm von Vogler zugeschriebene Extrovertiertheit agiert Greig jedoch derzeit als unermüdlicher ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2006
Rubrik: Das Stück, Seite 60
von Michael Raab

Vergriffen
Weitere Beiträge
Eier auf Glatzen

Formbewusst in der Arbeit, analytisch scharf im Denken – das sind so Markenzeichen der Regisseurin Thirza Bruncken. Hartnäckiges Pusseln in den Unterschichten des Textes, Insistieren auf der pointierten Gestalt. Hier in Weimar, konfrontiert mit dem betulichen Familienschwank des gerade zwanzigjährigen Goethe, muss ihr die Entschlossenheit zur strengen Form...

Die Kunst der Bühne

Der Name klingt holprig und ist zudem schief. «Bühnenbild» – eines jener deutschen Doppelworte, das zwei Begriffe, die nicht so recht zusammenpassen, schamlos hintereinanderhängt in der Hoffnung, dass die dadurch erreichte Verwirrung ausreicht, von unangenehmen Nachfragen abzuhalten. Mit Bildern jedenfalls hat das, was auf den interessanteren deutschen Bühnen neben...

Innen Tschechow, außen Johannes B. Kerner

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Talente, schon die Anfrage brachte mich in Verlegenheit. Was es denn bedeute, in diesem Land talentiert zu sein, ja, dachte ich, sehr interessantes Thema, aber wenn die mich für talentiert halten, dann muss ich mich, wenn ich zusage, ja auch selber für talentiert halten, öffentlich. Ich finde, so was macht man eigentlich...