Wut/Bericht/Erstattung

Oliver Klucks «Feuer mit mir»

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H  err Jauch, wo sind Ihre Kinder / in der Schule / sind Sie sicher» – mit diesen Worten beginnt Oliver Kluck sein Stück «Feuer mit mir», das er als Auftragswerk für das Schauspiel Chemnitz geschrieben hat. Ob man am Ende dieser Replik einen Punkt setzt oder ein Fragezeichen – zwischen diesen beiden Ausschlägen eines Pendels bewegt sich der Autor mit seinem Text und damit innerhalb eines Themas, das eine Nation erschüttern bzw. deren kulturelle Institutionen in eine tiefe Krise stürzen kann: Amoklauf an Schulen.



Doch nicht das konkrete Ereignis oder eine individuelle Täterbiografie interessieren den Autor, auch nicht der Umstand, das ein solches Ereignis nur kurze Zeit virulent ist und die Anstrengung der Ursachensuche schnell abebbt. Sein Aufhänger ist die bevorstehende Wiedereröffnung einer Schule, die in Folge eines Amoklaufes einer kompletten baulichen Umgestaltung und Modernisierung unterzogen wurde. Doch im Vorfeld lässt der Autor verschiedene Akteure zu Wort kommen. In seinem Verzicht auf die Zuordnung des Textes zu spezifischen Sprechern oder Figuren macht er Stimmen hörbar, die jenseits einer reinen Text­fläche klar voneinander abgrenzbar mal direkt und mal weitläufig im ...

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Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 184
von Esther Holland-Merten

Vergriffen
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