Szenen aus Ulrike Syhas Theater-Workshop zum World Theatre Day des ITI im Institute of Sinhala Culture in Sri Lanka; Foto: Ulrike Syha

Wie war das noch mal mit Brecht?

Auch deutsche Dramatikerinnen leben selten vom Schreiben allein. Ulrike Syha zum Beispiel gibt u.a. auch Workshops, zum Beispiel in Sri Lanka. Manchmal wird daraus ein freundlicher Clash der Kulturen: ein Bericht aus den Tropen

Das Video endet. Räuspern. Niemand sagt etwas. Auf dem Boden ächzt ein alter Plastikventilator, draußen steht die Luft, nicht ein Palmblatt bewegt sich im Wind. Der junge Mann mit dem krausen Haar, der in der hintersten Reihe des Halbkreises auf dem Boden hockt und sich auch sonst gerne als Erster zu Wort meldet, kratzt sich am Kopf. Er ist groß genug, um die anderen Workshop-Teilnehmer auch im Sitzen um ein paar Zentimeter zu überragen, was ihm eine gewisse natürliche Autorität verleiht.

«But madam – do they really like that kind of theatre in your country?» bringt er nach einiger Zeit zweifelnd hervor. Eine gute Frage.

Wir befinden uns in Colombo, der Hauptstadt des Inselstaates Sri Lanka, es ist bereits später Nachmittag, aber die Hitze drückt noch immer. Und eine Antwort fällt nicht leicht, 8000 Kilometer entfernt vom deutschen Stadt- und Staatstheater und seinen theatralen Sehgewohnheiten. Ich will gerade zu einer längeren Ausführung über das Regietheater im Allgemeinen und chorisches Sprechen in zeitgenössischen Inszenie­rungen im Besonderen ansetzen, als eine Mitarbeiterin des Institute of Sinhala Culture in der Tür erscheint. Der Ruf zur Teepause rettet mich fürs Erste.

B ...

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Theater heute Dezember 2017
Rubrik: International, Seite 42
von Ulrike Syha

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