Vom Elfenbeinturm in die Fankurve
Eine Jugendliche zerfetzt eine blutige Babypuppe. Ein geistig Behinderter holt fröhlich sein Gebiss heraus. Eine alte Frau erzählt von ihrem besten Orgasmus. Eine Fee bringt eine echte Torte. Ein Zuschauer muss Ikeamöbel testen. Eine Skaband sitzt im Orchestergraben, und Familie Schroffenstein hat Kapuzenpullis an. Das sind Szenen aus «Heimspiel»-Produktionen aus der ganzen Republik.
Der Anfang war in München, dort wurde vor vier Jahren der als sozialer Problembezirk gehandelte Stadtteil Hasenbergl für das Theater entdeckt: Wochenlang besetzten Jugendliche vom Bergl die Kammerspiele, spielten Theater und feierten wilde Partys. Das Projekt «Bunnyhill» schlug damals hohe Wellen. Das Theater war aus seinem Elfenbeinturm geklettert und mit der Stadt in einen heißen künstlerischen Dialog getreten. Es hatte ein Publikum erreicht, das sonst nie dort zu sehen war, erzielte pädagogische Effekte und war zu einem Kunstprojekt geworden.
Aus dem Geist von «Bunnyhill» entwickelte die Kulturstiftung des Bundes (KSB) den «Heimspiel»-Fonds. Durch den Fonds werden Stadttheater-Projekte gefördert, die sich mit der urbanen und sozialen Realität der Stadt und ihrer Bewohner auseinandersetzen und zum ...
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Dem Wiener wird ein gewisser Hang zur Todessehnsucht nachgesagt. Wie zur Bestätigung dieses Klischees wurden gegen Ende der Spielzeit an zwei Wiener Bühnen Auftragswerke uraufgeführt, die vom Tod handeln, sich davon aber nicht die gute Laune verderben lassen.
Der 1990 nach Wien emigrierte Bulgare Dimitré Dinev, der auf Deutsch schreibt und inzwischen...
THSie arbeiten schon länger für Theater, haben zum Beispiel «Othello» übersetzt oder «Lulu» bearbeitet und vor zwei Jahren mit «Schwarze Jungfrauen», einer Art Interview-Montage, ein neues dokumentarisches Format entwickelt. Ähnlich ist «Schattenstimmen» entstanden, worin es nicht um fundamentalistische Muslimas, sondern um illegale Einwanderer geht. Aber in beiden...
Theater heute«Bunnyhill», das Projekt der Münchner Kammerspiele, das sich 2004 mit der Situation Münchner Jugendlicher im «Problembezirk» Hasenbergl beschäftigte, war die Initialzündung für den Fonds «Heimspiel» der Bundeskulturstiftung. Dieser Fonds fördert Projekte im Stadttheater, die sich explizit auf ihr soziales Umfeld und neue Publikumsschichten beziehen....