Urnenasche
Der Sensenmann ist schon da. Sportiv schwingt er im Mainzer TiC sein Instrument, das mikrofonverstärkt zischt, während um ihn herum das Chaos regiert. Drei Frauen haben es angerichtet, die in ihrer Wohnhölle ein letztes Mal Familie zelebrieren, bevor das Haus verkauft ist und eine neureiche Russin einzieht. Die Mutter schwelgt in Fotoerinnerungen, die zwei Töchter hadern mit sich, der Liebe, ihren Ambitionen, den kleinen Schwächen und den großen Lebenslügen. Dazu rattert ein menschgewordenes Flugzeugwarngerät seine englischen Ansagen herunter.
Es steht im Wohnzimmer herum, ist weiblich und gehört irgendwie zur Familie.
Vermutlich ist es vom Himmel gefallen, wie der alltägliche Kerosinregen. Vielleicht aus eigenen, zumindest aber aus lokalen Erfahrungen schöpft die junge Frankfurter Autorin Lisa Danulat, wenn sie das Haus in der Einflugschneise eines Flughafens imaginiert. Zum Manifest gegen die Startbahn West oder die neue Landebahn Nord taugt ihr Stück «Too low terrain» allerdings nicht, denn es geht nur am Rande um das Psychogramm einer von Fluglärm und -dreck geschädigten Familie. Im Mittelpunkt steht ein exzessives Erinnern, das die Figuren dauerbeschäftigt. Im Tiefkühlfach ...
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