Unheil am Stück
Dea Lohers Territorium ist das Leben der beladenen Menschen, die manchmal dann doch einen gewissen Witz ihr eigen nennen. Frau Zucker ist so eine. Ihr Bein fault allmählich, trotzdem kommt immer mal wieder dieses lakonische «Wäre ich Tankwart, genügte eine Zigarette». Oder die illegalen schwarzen Immigranten Elisio und Fadoul, die am Strand so lange über eine gerade ertrinkende Frau sprechen, bis sie anscheinend tatsächlich ertrunken ist. Dea Loher bietet Unheil am Stück, mildert die Last des Schicksals aber dadurch, dass die Beladenen nicht alleine sind.
In der Begegnung könnte selbst dann noch Hoffnung lauern, wenn eine wie Frau Habersatt sich als Mutter eines Mörders ausgibt und bei den Hinterbliebenen des Opfers um Vergebung bittet.
Das ist eine der Unheilvarianten im Leben von Lohers einsamen Menschen, die so überraschend sind wie die Kleiderwände, die die Kasseler Bühne (Daniel Roskamp) flächendeckend begrenzen. Unter den amorphen Patchworkwänden erstreckt sich eine knöcheltiefe Wasserfläche, was insofern nachvollziehbar ist, als «Unschuld» ja in einer Stadt am Meer spielt. Da kann es bodennah schon mal etwas feuchter zugehen als im Binnenland. In diesem Feuchtgebiet ...
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18.00,...
So wollte man die teutschen Recken immer schon mal sehen: Filzige Gestalten mit langen ungewaschenen Haaren, die tumb in feuchten Wäldern oder untermöblierten Burgen hausen und sich in der Erfrischungspause hinterrücks den Speer ins Kreuz bohren. Held Siegfried (Peter Moltzen) streckt den Bierbauch vor und fällt durch üble Angeberei und eine penetrante Lache auf....
Jetzt geht die Party richtig los. Tisch 2 rechts vorn dreht ab. Bis jetzt war ja die reifere Dame mit dem charmant nach Ungarn, vielleicht auch nach Baltikum klingenden Akzent vor allem eine treue Helferin für den Künstler, der da zwischen den Tischen im kleinen Festsaal gerade zwei Halbzeiten lang eine der haltbarsten Ikonen nachkriegsdeutscher Humor-Geschichte...