Tiptop ins Ungewisse
Am Ende verschwindet die Hauptdarstellerin im Wald. Das kann man ruhig erzählen, obwohl es sich um einen Spannungsfilm handelt. Denn dieses Ende entscheidet nicht wirklich etwas (und außerdem ist es nicht ganz das Ende). Wie von unsichtbaren Bändern gezogen, geht die junge, schöne, akkurat zurechtgemachte Empfangskraft eines einsamen Hotels spät abends plötzlich vom Haus, vor dem sie eine Zigarette geraucht hat, auf den Wald zu und verschwindet darin. Sie geht aufrecht, ohne zu zögern oder sich umzusehen. Ein schicksalhaftes, ahnungsvolles Gehen.
Aber man könnte auch sagen: ein verordnetes Gehen. «Du gehst jetzt da rüber!», hört man die Regisseurin rufen. «Du weißt nicht warum, aber fragst auch nicht!» Und Franziska Weisz in Jessica Hausners neuem Film «Hotel» geht los, und dass der bohrende Blick in ihrem Rücken der der Kamera ist, vergisst man beim Zuschauen wie schon die ganze Zeit davor keinen Moment.
«Hotel», der dritte Film der 34-jährigen Österreicherin Jessica Hausner, der bei den Filmfestspielen in Cannes vor zwei Jahren in der Reihe «Un certain regard» gezeigt wurde, ist einerseits ein Genrefilm. Junge Frau tritt Stelle in abgelegenem Waldhotel an, erfährt, dass ihre ...
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