Teuflisch begabt

Shakespeare «Richard III.»

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Ein erstes Engagement an einem kleinen Haus mit wenig Geld kann für junge spielhungrige Schauspieler durchaus ein Glücksfall sein, vor allem, wenn es wie das Münchner Volkstheater im Einzugsbereich einer großstädtischen Presselandschaft liegt. Hier müssen Berufsanfänger sich nicht jahrelang durch Trash-Projekte der Dramaturgie kämpfen, hier wird gleich «groß» gespielt, und wer die Chance nutzt, wird auch ziemlich bald bemerkt.

Nico Holonics, frisch von der Hochschule Ernst Busch engagiert, hat sie genutzt und gilt nun als neuer aufgehender Stern am Münchner Theaterhimmel, weil er nach seinem Debüt als «Don Karlos» nun aus Shakespeares blutigstem Bühnenmonster «Richard III.» so etwas wie die smarteste Versuchung, seit es Schurken gibt, gemacht hat.

Der findige Intendant Christian Stückl vertraut in seiner angenehm schnörkellosen Inszenierung ganz auf den Instinkt des 25-Jährigen, das grundlos Böse nicht als psychologisch begründete Deformation, sondern als reine, negative Kraftlinie zu zeigen. Dieser Richard ist kein durch Hässlichkeit gekränkter Narziss, sondern ein Spieler, der einfach immer wieder alles auf eine Karte setzt und aus irgendeinem Grund keinerlei Moral mitbekommen hat ...

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Theater heute Februar 2009
Rubrik: Chronik, Seite 51
von Silvia Stammen

Vergriffen
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