Taubenschlag der Depression
Clifford Odets taucht in Schauspielführern nur als Fußnote auf, und sein größter persönlicher Erfolg war wahrscheinlich, dass er vom Femegericht McCarthys frei gesprochen wurde, obwohl er vor dem Zweiten Weltkrieg eindeutig Sympathisant der amerikanischen Kommunistischen Partei gewesen war. Zu dieser Zeit hatte er in New York eine Off-Bühne namens «Group Theatre» gegründet, um seine sozialrealistischen Stücke zu produzieren, die am Broadway keine Chance hatten – darunter auch «Lost Paradise».
Aber irgendwann ließ er sich aus der mäßig erfolgreichen Selbständigkeit dann doch nach Hollywood verpflichten, wo er als Lohnschreiber eine Menge Drehbücher verfasste, die nicht verfilmt wurden.
Nach diesen wenigen Eckdaten erwartet man nicht unbedingt eine große literarische Entdeckung, wenn ein Theater ein Stück des unglücklichen Dramatikers ausgräbt und aufführt, und so richtig getraut haben der Kassler Chefdramaturg und die Regisseurin der Vorlage dann auch nicht. Horst Busch und Karin Neuhäuser benutzen die episodische Erzählung vom Untergang einer weltfremden Bürgerfamilie in der amerikanischen Depression eher als lose Stoffsammlung für eine eigenwillige Komposition aus Parallelwelten. ...
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Der Rhythmus stimmt in diesem Film. Der Sound auch und die Richtung sowieso: Existenzfragen und sozialer wie mentaler Überlebenskampf sind nun mal die Themen dieser Tage (keine Ironie!). Was Gorkis naturalistisches «Nachtasyl» natürlich nicht zum Nachbarschaftsdrama macht, und der Filmregisseur und Drehbuchautor Hardi Sturm, der den Stoff in deutsch-französischer...