Stehpult und Samtvorhang
Besser hätte man es auch nicht inszenieren können, um die Geschichte richtig rund zu machen: Der Sieger des zehnten Körber Studios Junge Regie im Thalia Theater in der Gaußstraße heißt «Der souveräne Mensch», startet als Lecture Performance und landet hinter raumhohen schwarzen Samtvorhängen. Und es sind die Angewandten Theaterwissenschaftler aus Gießen, die ihn vollziehen, diesen versöhnlichen Spagat vom Diskurs zur Poesie.
Als die Dozentin für Theaterwissenschaft der Universität Hamburg, Barbara Müller-Wesemann, vor zehn Jahren in Kooperation mit dem Thalia Theater und finanziert von der Hamburger Körber Stiftung das Studio Junge Regie als Plattform und Wettbewerb für den Regienachwuchs ins Leben rief, löste der Wunsch, zu den sieben damals eingeladenen Regie-Instituten auch das Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft zu zählen, noch nacktes Entsetzen bei den anderen Regieschulen aus: Postdramatisches Theater? Keine Rollen, keine Einfühlung, kein Als-ob? Studenten, die ihre eigenen Texte performten, Laien auf die Bühne stellten oder Schnipsel aus den Modephilosophien des Jahrzehnts zusammenmontierten? Gießen-Absolvent René Pollesch war da zwar schon seit ein paar ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Magazin: Regienachwuchs, Seite 67
von Barbara Burckhardt
Am Sonntag, dem 30. Dezember 2012, besuchte Angela Merkel eine Vorstellung von «Ödipus Stadt» am Deutschen Theater. Zufällig wohnte auch ich, Kritiker und Theaterwissenschaftler aus Belgrad, dieser Vorstellung bei. Frau Merkel saß auf dem Sitzplatz Nr. 16 in der ersten Reihe auf der ersten Galerie und ich auf dem Sitzplatz Nr. 22 in der dritten Reihe derselben...
Aids, Cholera, Zerstörung der Townships durch das Mugabe-Regime, Gewalt im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, Lebensmittelknappheit, Vertreibung weißer Farmer und Hyperinflation. So sieht das Bild aus, das die Medien seit der Jahrtausendwende von Zimbabwe, dem einstigen Hoffnungsträger Afrikas zeichnen, als dessen Kornkammer und demokratisches Vorbild der...
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