Pizza oder Hähnchenbein?

Zimbabwes Theater agiert nicht nur im Widerstand gegen Mugabes despotische Herrschaft, sondern es ist zugleich ein Ort ästhetischen Erlebens und Schmiede künstlerischer Vielfalt und Innovation

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Aids, Cholera, Zerstörung der Townships durch das Mugabe-Regime, Gewalt im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, Lebensmittelknappheit, Vertreibung weißer Farmer und Hyperinflation. So sieht das Bild aus, das die Medien seit der Jahrtausendwende von Zimbabwe, dem einstigen Hoffnungsträger Afrikas zeichnen, als dessen Kornkammer und demokratisches Vorbild der postkoloniale Staat in den 1980er Jahren galt.

Eine erste Autofahrt vor Ort bestätigt zunächst die Schlagzeilen.

Ein Kombitaxi nach dem anderen rattert auf der mehrspurigen Hauptstraße A1 den Hügel in Avondale hinunter, einem wohlhabenden Stadtteil im Norden der Hauptstadt Harare. Unzählige Schlaglöcher zwingen die Fahrer der von Menschen überfüllten weißen Kleinbusse zu waghalsigen Ausweichmanövern, an einigen Stellen unterspült Wasser aus zerborstenen Leitungen den Asphalt. Doch hinter den angrenzenden Zäunen lassen blühende Büsche und Bäume prächtige Gärten erahnen, die Villen aus der Kolonialzeit umgeben. Neben gut betuchten Zimbabwern haben sich hier Botschaften und Hilfsorganisationen niedergelassen.

Nach einigen hundert Metern gen Süden Richtung Zentrum kreuzen die Kombitaxis die Josiah Tongogara Street. Nur ein penibel ...

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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Ausland, Seite 50
von Julius Heinicke

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