So wie es ist, wird es nicht bleiben
Herfried Münklers Problemwarnung ist scheinbar zweigeteilt. Zum einen mahnt er die fehlende Eigenverantwortung durch Dezentralisierung der Demokratisierung an – ganz konkret die scheinbare Unmöglichkeit eines funktionierenden EU-Parlaments. Zweitens die Wegdelegierung des eigenen Engagements aus historisch gewachsenen demokratischen Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften in neuere unverantwortlichere Strukturen wie NGOs, die nach Münkler lediglich mit Geld gefüttert und nicht durch eine authentische Teilhabe beglaubigt werden.
Und schließlich beschwört er die Aristokratisierung dieser neuen Organisationen durch fehlende Kontrollmechanismen, woraus die mehr oder minder schleichende Erosion der bürgerlichen Demokratie insgesamt folgt.
Natürlich ist das richtig, dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht mehr oder weniger spannende Berichte über Korruption und Amtsanmaßung sowie die einschlägigen Klagen der Kulturarbeiter, wie viele Jahre das eine oder andere Theater davon leben könnte, wenn es das Geld bekäme, was gerade die da oben veruntreut haben.
Was mich dennoch stört an diesen Aussagen, ist der verhaltene Kulturpessimismus, will sagen, wenn schon ...
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