Shakespeares gesammelter Sturm (leicht gekürzt)
Schon ein Blick auf den Theaterzettel verrät, dass einen in Barbara Freys Inszenierung kein konventioneller «Sturm» erwartet: Der Titel des Stücks hat seinen bestimmten Artikel verloren, und auf der Besetzungsliste finden sich nur drei Schauspieler. Nur Prospero, Ariel und Caliban haben das Massaker der Strichfassung überlebt.
Die Bühne (Bettina Meyer) ist karg dekoriert: Windschief hängen sinnlos ein paar abstrakte schwarze Kulissenteile herum, eine Stange dient dem Luftgeist Ariel zum Auf- und Abtritt, Mittelpunkt des Geschehens ist ein großer (Lesebühnen-) Tisch, auf dem sich Prosperos Bücher stapeln.
Melancholisch und unendlich müde betritt Johann Adam Oest die Szene, zieht eine Königsrobe über, die wie ein verschlissener Bademantel aussieht, setzt sich an den Tisch und macht sich an die Arbeit. Er rezitiert ein herbstliches Shakespeare-Sonett («Die Zeit des Jahres siehst du in mir …»), erklärt kurz die (nicht) auftretenden Personen der Handlung und fasst die Vorgeschichte zusammen. Klar scheint damit erstens, dass dieser Prospero kein gefallener Herzog und kein Zauberer ist, sondern Gott – oder zumindest dessen literarischer Stellvertreter auf Erden: der Autor. Und zweitens: ...
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