Sei jetzt ganz authentisch!
Für manche war es einer der bewegendsten Momente der diesjährigen Berliner Filmfestspiele: Über den gleichen Teppich, über den in den Vortagen Stars wie George Clooney oder Meryl Streep geschritten waren, liefen nun Andreas Müller und Ilka Welz, die Hauptdarsteller aus Valeska Grisebachs «Sehnsucht». Und die beiden Laienschauspieler aus Brandenburg standen den Gästen aus Hollywood kaum nach. Unter dem Scheinwerferlicht vor dem Berlinale-Palast taten sie das, was von ihnen erwartet wurde: Sie wirkten absolut unglamourös, und eben dadurch ungeheuer authentisch.
Spielen statt Sein: «Sehnsucht»
Bewegend war das vor allem deshalb, weil Müller und Welz als Hauptdarsteller auftraten. Soll heißen: Obwohl Laien, vertraten sie in diesem Moment tatsächlich das gleiche Metier wie die Stars, waren ihnen gleichgeordnet. Meistens handelt es sich bei im Film eingesetzten Laien um «Betroffene», die mit ihrem Mitwirken einem sozialen oder politischen Anliegen besonderen Nachdruck verleihen. In «Grbavica», dem diesjährigen Gewinner des Goldenen Bären, war das zum Beispiel die Gruppe misshandelter Frauen, die als Statisten der Geschichte über die Spätfolgen des Jugoslawienkriegs Wahrheit und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute August/September 2006
Rubrik: Medien/TV, Seite 85
von Barbara Schweizerhofer
Periodische Zikaden sind Insekten mit einem perfekten Timing. Sie schlüpfen alle am selben Tag, die männlichen Vertreter erzeugen dann ein paar Tage höllischen Krach, dabei begattet man sich, die Weibchen legen Eier, und danach stirbt die gesamte Population schlagartig und kollektiv und stellt die Stadtreinigung vor erhebliche, unappetitliche Probleme. Das wirklich...
Geister machen gewöhnlich nachts auf sich aufmerksam. Klopfgeräusche aus dem Schrank oder Geheul im westlichen Flügel sind immer ein Hinweis darauf, dass in der Vergangenheit noch eine Angelegenheit offen ist. Man kann damit locker umgehen und das Gespenst zu dem Familienmitglied erklären, das es meistens ohnehin ist. Oder man kann sich fürchten, dann gehört die...
Die große Peer-Gynt-Sause kurz vor den Sommerferien bot eine gute Gelegenheit, mal wieder über den gigantischen Schrebergarten namens Berliner Freie Szene nachzudenken. Ist er in seiner enormen Größe (250 bis 300 kontinuierlich produzierende Gruppen) und Vielfalt (von der robusten Nutzpflanze über die neugezüchtete Rose bis hin zum düngenden Mist) nicht längst...