Schwarmintelligenz
In einem Schwarm zählt nicht das Schicksal des Einzelnen, sondern nur das der Gemeinschaft. Vögelschwärme fliegen gemeinsam, um sich vor großen Raubtieren zu schützen, jeder übernimmt einmal die gefährliche Position am äußersten Rand. Die Gemeinschaft ist alles, es geht schließlich ums Überleben. So auch in Dürrenmatts fiktiver Gemeinde Güllen, in der die Stadtkasse leer und die Einwohner in dieser Inszenierung buchstäblich bis auf die Unterwäsche pleite sind.
Die Wände und der ansteigende Boden ihrer Stadt sind mit tiefschwarzer Plastikfolie verklebt (Bühne: Susanne Dieringer).
Und damit nicht genug. Auch dieser Schwarm muss sich vor einem Raubtier schützen. Jannek Petri dreht als schwarz geschminkter Panther der alten Heimkehrerin Claire Zachanassian seine Kreise, faucht und lauert zum Angriff und zwingt den Schwarm der Stadtbewohner, gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Wie sie in ihrer Not inmitten der Leichensack-Landschaft gemeinsam den Konradsweilerwald wieder auferstehen lassen, Vogelstimmen imitieren und fröhlich pfeifen, nur um die gar nicht so alte Zachanassian (Sandra Fehmer) an ihre Jugendliebe zu erinnern, gerät Regisseurin Daniela Löffner zu einem der stärkeren ...
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Theater heute Januar 2013
Rubrik: Chronik, Seite 48
von Alexander Kohlmann
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