Schein der Ordnung
Duck ist 16 Jahre alt, hat lange braune Haare bis zur Taille, ein winziges Muttermal am Kinn und trägt eine große dicke Brille. Wenn so ein Mädchen wie sie ihre Brille abnähme und ihr Haar schüttelte, würde sich zeigen, dass sie ganz wunderschön ist, und zwar auf eine Weise, die bis dahin nicht erkennbar war. Leider ist Duck stark kurzsichtig. Ihre Brille nimmt sie nie ab. Und wenn sie es doch mal täte und ihr Haar schüttelte, würde sie wahrscheinlich mit dem Kopf gegen die Wand knallen.
Ducks Name ist eine Abkürzung und steht für die Lieblingsmotorradmarke ihrer Mutter: Ducati.
Mit genau so einem Motorrad verunglückte die Mutter vor 13 Jahren tödlich. Ducks Vater, Schokoriegelsüchtiger und Exbiker, leidet seit Jahren unter Multipler Sklerose. Die Krankheit hat ihn fast erblinden lassen, und wegen seiner zittrigen Hände kifft er noch mehr als vorher. Während er die Nächte spielend und Bountyriegel essend vor dem Computer verbringt, schreibt Duck an ihrem ersten Roman und träumt von Lawrence Lofthouse, dem schönsten Jungen der Schule.
Als David Greig vom Glasgower TAG Theatre gebeten wurde, ein Auftragswerk über Kinder zu schreiben, die erwachsene Familienangehörige pflegen, hatte ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 144
von Nicola Bramkamp
Ein junger Mann kommt auf die Bühne, die leer geräumt ist bis auf ein Klavier. Ein Probenraum, in dem (noch) niemand zu wissen scheint, wohin die Reise geht. Und auch der Mann, der die Bühne durchquert und umrundet, als ließe der Ort sich so besser verstehen, sieht wie ein Suchender aus in seinen Alltagskleidern und mit dem Reclamheftchen als Navigationshilfe in...
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