Report von der Fleischbank
Es ist noch ziemlich am Anfang dieser knappe fünf Stunden währenden Reise in die Nacht, da flimmern ein paar kurze Szenenausschnitte aus einem frühen Fassbinder-Film über die Screens, auf denen später die Castorf-Crew in stickigen Séparées übereinander herfallen wird.
«Warnung vor einer heiligen Nutte» aus dem Jahr 1971 heißt die radikale Selbstanalyse über ein in Italien herumlungerndes Film-Team, das in Ermangelung von Geld und Hauptdarsteller mithilfe ungezählter Cuba Libres langsam in ein heilloses gruppendynamisches Delirium abdriftet und dabei doch gerade der heiligen Nutte – gemeint ist der Film selbst – direkt in die Arme fällt. Womöglich besteht ja eine Wesensverwandtschaft zwischen dem Münchner Filmgenie und dem Berliner Theatertycoon, zumindest was die unübersichtlichen Arbeitsfamilienverhältnisse und die Zermürbungstaktik zur Mobilisierung aller Kraftressourcen bis zur finalen Erschöpfung (von Akteuren wie Zuschauern) betrifft.
In den Konturen der Volksbühne
Die hat Frank Castorf nun bei Jaroslav Hašeks unvollendetem Roman «Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg» am Münchner Residenztheater erneut entschlossen in Anschlag gebracht. Und auch wenn in der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juni 2016
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Silvia Stammen
Manche Deutsche haben einen eigenartigen Humor, der sehr ironisch sein kann», warnt das kleine, blaue Buch, aus dem der Schauspieler Khalifa Natour vorliest. «Im Zweifelsfall lieber nachfragen, wie etwas gemeint ist. Andere wirken so, als hätten sie überhaupt keinen Humor.»
Was im Studio der Schaubühne am Lehniner Platz große Erheiterung beim Publikum auslöst, ist...
Sie hat sich in den vergangenen Jahren zurückgezogen, jedenfalls ist schon seit Längerem wenig von ihr zu sehen: die Vision im Theater. Bildstarke, rätselhafte, beunruhigende, verstörende Bühnen werden seltener. Robert Wilson hat sich abgenutzt, junge Regisseure scheinen sich eher wenig für die Suggestivkraft fremder Bildwelten zu interessieren. Gegen diesen Trend...
Turin gilt zur Zeit als die coolste Stadt Italiens. Selbst im Nasskalten entfaltet die Architektur der einstigen Landeshauptstadt ihre eigene Eleganz. Turin ist eine reiche Stadt mit einem anspruchsvollen bürgerlichen Theaterpublikum. Seit mehr als acht Jahren ist Mario Martone Künstlerischer Leiter des Teatro Stabile di Torino. Schwierige Jahre, denn die...