Räumliches Erzählen
Drei Romane – drei Weltentwürfe, zwei davon fast parallel vor hundert Jahren im Echoraum des Ersten Weltkriegs entstanden, der dritte erst 2023 und um den sozialen Kahlschlag von den 1980ern bis heute kreisend, haben im Februar (ganz unabhängig voneinander) den Weg auf die drei großen Münchner Schauspielbühnen gefunden. Am Volkstheater startete Claudia Bossard mit einer raumgreifenden Begehung von Thomas Manns «Zauberberg», an den Kam -merspielen testete Sandra Strunz die dialo -gische Tragfähigkeit des neuen, bisher nur auf Deutsch erschienen Erzählwerks der Britin A. L.
Kennedy «Als lebten wir in einem barmherzigen Land» und am Residenztheater hat sich Karin Henkel zum 100. Todestag Franz Kafkas den letzten und hermetischsten seiner drei unvollendeten Romane, «Das Schloss», ausgesucht und zusammen mit dem Bühnenbildner Thilo Reuther zu einer schwindelerregenden Raum -skulptur ausgebaut. In allen drei Fällen lenkt die Szenografie die dramatische Erzählung auf wesentliche Weise.
Bürokratie des Traums
Bei Henkel sind wir im Parkett anfangs noch außen vor und Zeugen des Geplänkels zweier verdruckster Clowns, die als Vorposten in kleinen Schaltzentralen rechts und links am Portal ...
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Theater heute März 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Silvia Stammen
Wie viele Tatbestände und Stimmungslagen lassen sich mit der Silbe «eke» ausdrücken? Mareike Beykirch bringt es auf gefühlte fünfhundert – in fünf Minuten wohlgemerkt. In Claudia Bauers Kurt-Schwitters-Abend «Ursonate» am Deutschen Theater Berlin bestreitet sie eine komplette Szene ausschließlich mit dieser Lautverbindung. Lässig fällt sie vom konstatierenden ins...
Es war ein grauer, spätwinterlicher Märztag in Bremen. Ich war zur ersten persönlichen Begegnung mit George Tabori verabredet, bei ihm zu Hause im Hochparterre eines Gründerzeithauses. An der Tür öffnete eine zierliche junge Frau in einem eher sommerlich hellen Kleid und führte mich in das geräumige Wohnzimmer, an dessen Ende hinter einem niedrigen Teetisch statt...
Theater und TV haben vieles gemeinsam. Aber Krimis gibt es im Theater selten. Doch wer es im Theater zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hat, wird TV-Kommissar:in, z.B. Ines-Marie Westernströer (Kriminalhauptkommissarin Pia Heinrich, Tatort Saarbrücken). Und wer als Real-Kommissar (Kommissionsleiter, Kriminalpolizei Köln) nicht mehr gebraucht wird, wird...
