Paare auf dem Prüfstand
Simone und Erik sind ein modernes Paar. Die Protagonisten aus Marius von Mayenburgs Komödie «Egal» haben zwei Kinder und gute Jobs – und trotzdem kriegen sie das alles irgendwie hin. «Wir sind halt die Avantgarde!», sagt Erik. Doch das ist bei genauerer Betrachtung einigermaßen übertrieben. Die Wahrheit ist, dass Kinder und Karriere auch in dieser Beziehung nur deshalb zusammengehen, weil einer von beiden zurücksteckt. In diesem Fall ist das Erik, der als Verlagslektor und Übersetzer – Spezialgebiet: niederländische Gegenwartsliteratur – arbeitet.
Seit die Kinder da sind, reißt er jede Deadline. Simone ist in der Autoindustrie – Spezialgebiet: Bremssysteme für italienische Sportwagen – beschäftigt, verdient deutlich mehr als er, ist dafür aber selten zu Hause. Avantgarde? Nun ja. «Gesellschaftlich sind wir die Vorreiter», sagt Erik. Darauf Simone: «Nur, dass uns keiner nachreitet.» Wenn das Stück beginnt, ist Simone gerade von einer Dienstreise aus Modena zurückgekommen. Sie hat ein Geschenk mitgebracht – die Form lässt auf eine Flasche schließen –, aber damit beginnen schon die Probleme. Erik fragt sich laut, was wohl in dem Päckchen sei; sie ist davon genervt («Meinst du ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute April 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Wolfgang Kralicek
Englisch» – wenn er über Stücke und Aufführungen sprach, kannte Jürgen Bosse kein höheres Prädikat. Und meinte damit schnörkelloses Schauspielertheater, direkte Töne, klaren Gegenwartsbezug. Sein unprätentiöses Ideal verfolgte er als langjähriger Schauspieldirektor und Intendant in Mannheim, Stuttgart, Essen, der auch an der Wiener Burg und am Schauspielhaus Zürich...
Das Adjektiv «entschieden» ist fast eine Untertreibung dessen, was man aktuell am Hessischen Staatstheater wagt: Man setzt das Publikum nicht einfach nur einer über einstündigen, nonverbalen Darstellung aus, sondern zeigt das Ganze auch noch konsequent in Slow Motion. Marie Schleefs Uraufführung von «ER PUTZT», Valeria Gordeevs Gewinner-Text beim Ingeborg...
Franz Wille Sie sind 1997 in Wien geboren, nach eigener Aussage «sehr behütet in einer Doppelhaushälfte» aufgewachsen, haben iranischstämmige Eltern und werden postmigrantisch gelesen. In Österreich, aber auch in Deutschland gab es in den letzten Jahren einen deutlichen Rechtsruck mit Wahlerfolgen der FPÖ und der AfD. Merkt man davon etwas im Alltag, auf der...
