Out of London ist in

Erstmals seit Jahrzehnten werden Englands Regional­theater finanziell begünstigt. Doch dem materiellen und künstlerischen Aufschwung droht bereits wieder ein Dämpfer. Eine Reise von Birmingham bis Oldham

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Würden sich die britischen Theatermacher etwas besser mit deutschen Klassikerzitaten auskennen, hätten sie ihrem Kultusministerium jetzt ein glorreich Goethesches «Am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!» entgegenschmettern können. Statt Gretchenklage wurden andere verbale Fäuste geschüttelt in einer ungewöhnlich lauten öffentlichen Debatte um den kommenden nationalen Kulturhaus­halt, der die englischen Bühnen in ihren sowieso recht wackeligen Grundfesten erschüttert.

Dabei sah doch gerade alles so rosig aus, schien eben etwas Leben in die regionale Theaterszene zu kommen: mutigere Spielpläne von Newcastle bis Plymouth, weniger Boulevard, mehr neue Stücke und unbekannte Autoren. In Sheffield spielte man einen exotischen Europäer, Schillers «Don Carlos», und – unglaublich, aber wahr – am Derby Playhouse den ersten Shakespeare seit neun Jahren. Für beide Häuser ein Wagnis und Zeichen eines vorsichtigen Aufbruchs. Dem jetzt schon wieder der Abbruch droht. 

Um die Erhitzung der Künstlergemüter zu verstehen, zunächst, was bisher geschah: Zwei lange Jahrzehnte dümpelte das englische Regionaltheater als Stief- und Sorgenkind des london­zentrischen britischen Theatersystems in äußerst ...

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Theater heute April 2005
Rubrik: Lob der Provinz England, Seite 16
von Patricia Benecke

Vergriffen
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