Ortserkundungen erhöhen die Menschenkenntnis
Bochum, ich häng an dir.» Das geht immer noch tief rein ins Ruhr-Gemüt. Mit dem Grönemeyer-Song punktet jeder an der Königsallee in ehemals «4630 Bochum». Fünf Intendanzen ist es her, dass der Sänger des Liedes, das es da noch nicht gab, am Bochumer Schauspielhaus engagiert war. Drei Jahrzehnte später, an einem Abend im Mai 2006, steht ein anderer Schauspielkünstler auf der Bühne des heimlichen NRW-Staatstheaters und groovt den «Bochum»-Song. Michael von Au ist ebenfalls blond und macht davon auch allerhand Aufhebens während seines musikalischen Vortrags.
Egal, die frohe Botschaft kommt an im voll besetzten Haus. Da kann passieren, was will – die Liebe der Bochumer zu ihrem vom Geschick begünstigten Theater kriegt man so schnell nicht klein.
«Die Boten – ein Projekt für Bochum.» Will heißen, Schauspieler, Tänzer, Musiker oder auch mal ein Politiker wie der aus dem Revier stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert, der mit dem Vortrag von Kleist-Briefen Abstand zum eigenen Amt bewies, machen einfach das, woran sie Spaß haben. Oder was ihnen am Herzen liegt. Ilse Ritter etwa liest den Brief des Indianerhäuptlings Seattle von 1855 vor, eine Epistel zur Natur-Religion von ...
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Gelegentlich schreibt Marianne Freidig Excel-Dialoge, als gehe es um Zahlenkolonnen in Bankkonten. Da ist dann alles, was szenische Plaudertaschen so von sich geben können, parallel gelistet, als habe der Buchhalter eines alles andere als herrschaftsfreien Diskurses statistisch erfasst, wer hier gerade wessen verbale Geltungsansprüche nicht respektiert. Wechselt...
Es war Walter Filz, Preisträger des 50. Hörspielpreises der Kriegsblinden, der 2001 in seiner Dankesrede den Vorstellungen seiner Vorgänger, was denn das Radio sei, nachging. Das Ergebnis war erschütternd. «Eine mechanische Apparatur» sei es, durch das man «eines Tages die Fähigkeit der Wahrnehmung differenzierter Töne» verlieren könnte (Heinz Oskar Wuttig, 1954)....
Die große Peer-Gynt-Sause kurz vor den Sommerferien bot eine gute Gelegenheit, mal wieder über den gigantischen Schrebergarten namens Berliner Freie Szene nachzudenken. Ist er in seiner enormen Größe (250 bis 300 kontinuierlich produzierende Gruppen) und Vielfalt (von der robusten Nutzpflanze über die neugezüchtete Rose bis hin zum düngenden Mist) nicht längst...