Ob es genügt?
Sechs Schauspieler:innen kommen auf die Bühne, stellen sich an die Rampe, blicken ins Publikum. Nehmen Kontakt auf. «Ich möchte Sie etwas fragen», sagen sie, mal schüchtern, mal entschieden. Sie splitten den Satz in Subjekt, Objekt, Prädikat, spielen sie sich zu wie Bälle über die Bande des Publikums und holen schließlich tief Luft: «Ob es genügt.» Diese aufs ganze Leben gemünzte Frage hat Regisseurin Johanna Wehner aus Brigitte Reimanns unvollendetem Romanprojekt «Franziska Linkerhand» destilliert.
Die gleichnamige Protagonistin, eine engagierte junge Architektin, stellt sie ihrem Vorgesetzten, aber auch sich selbst, mit der allergrößten Ernsthaftigkeit. Hier, im Staatstheater Cottbus, reicht das Ensemble sie eindringlich an sein betagtes Publikum weiter.
Dann geht es zurück in die Nachkriegszeit, in die Aufbaujahre der jungen DDR. Brigitte Reimann (1933–1973), die selbst keine vierzig Jahre alt wurde, fiktionalisierte mit «Franziska Linkerhand» auch ihre eigene Biografie: Aus bürgerlicher Familie, aber selbst überzeugte Sozialistin, zog die junge Autorin 1960 in die Reißbrettstadt Hoyerswerda, arbeitete acht Jahre im Kombinat Schwarze Pumpe und schrieb, den Ideen des ...
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Theater heute Januar 2025
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Eva Behrendt
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Ein Hochhausdach, vier Personen, kein Handy, kein Schlüssel, und die Tür zum Treppenhaus fällt ins Schloss. Dumm gelaufen, nicht nur für Ava, 30, die vor zu viel Sozialstress aus ihrer Wohnung aufs Dach geflohen ist. Ebendort und not amused sind jetzt auch die drei Stressursachen: Robin, 32, hatte eben noch wunderbaren bekifften Sex mit Ava und ist mit einem Mann...
ERSTER TEIL
Regine der Schnee körnig
und unter
einem achatgrauen Himmel so
schnell zu Boden fallend wie
ein plötzlicher Regen ich
stehe am Küchenfenster
rauche unablässig in
den Tag hinein ein
Rieseln auf Betonplatten und
das Blech der Fensterbank im
Schlafzimmer liegt
mein Mann liegt Wolfgang
im täglichen Abtragen der
Erinnerungsschichten die Vergangenheit
als...