No Sex, no Solo
Vor drei Jahren reiste ich aus der Antwerpener Troubleyn-Factory mit Übergepäck wieder ab. Der Avantgardekünstler und Choreograf Jan Fabre und seine Assistent*innen hatten mich in den anderthalb Tagen Probenbesuch für die Marathon-Inszenierung «Mount Olympus» mit einem ganzen Stapel von Ausstellungskatalogen und Werkdokumentationen überhäuft; einen von ihnen hatte der Meister mit der knappen Standard-Widmung «Always defend beauty!» signiert.
Was auch immer Schönheit in Fabres Verständnis sein mag – die Errichtung und Zerstörung von Ordnungs- und Regelsystemen im Rahmen seiner Kunst oder einfach attraktive junge Tänzer*innen.
Nun haben zwanzig seiner ehemaligen «Warriors of Beauty» (Fabre über seine Performer*innen) in einem von der niederländischen Kulturzeitschrift «rekto-verso» publizierten offenen Brief erklärt, dass die Arbeit an Fabres Verständnis von Schönheit auch eine ziemlich hässliche Seite gehabt haben soll. Zwölf anonym und acht namentlich zeichnende Autor*innen schildern eindrücklich ein Arbeitsklima, in dem sexuelle Nötigung und Machtspiele auf der Tagesordnung gestanden hätten. So habe Fabre einzelnen Tänzerinnen «privat» bezahlte Fotosessions vorgeschlagen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute November 2018
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt
Seine Stimme klang wie von einer Arktis-Expedition, sein kehliges Gelächter wie ein Möwenschwarm. Sein ostinater Redefluss, den auch die Nachtank-Schlucke aus dem Weißweinglas, seine flüchtigen Züge an der Lulle nicht unterbrechen konnten, schien die ihm in die Wiege gelegte Daseins-Form zu sein. Nur wenige Zechgenossen hatten eine etwaige Ahnung davon, dass ein...
Ich besuche Kirill Serebrennikov Anfang August 2017 in Kronstadt. Im ehemaligen Kulturhaus der Baltischen Flotte dreht der Regisseur Sequenzen seines neuen Films. Weniger ihm als seiner engsten Mitarbeiterin steht der Stress der vergangenen Monate ins Gesicht geschrieben, auch die Stinkefinger-Brosche an ihrem Kleid kann darüber nicht hinwegtäuschen: Als der...
Schön war der Dreißigjährige Krieg nicht, schön ist er jetzt erst geworden – in Kehlmanns Roman «Tyll» und noch schöner in Stefan Bachmanns Bühnenversion. Folter, Hinrichtung, Morde, Schlachten – alle Kriegsgräuel kommen im Roman vor, in wunderbar sparsamer, wasserklarer, geschmeidig fließender Sprache mit dezent gesetzten Pointen. Folter, Hinrichtung, Morde,...