Nichts ist ok!

Neue Stücke in Berlin und Hamburg: René Polleschs letzter Wurf «ja nichts ist ok» an der Volksbühne, Marius von Mayenburgs «Ellen Babic» im Berliner Ensemble und Felicia Zellers Cum-Ex- Groteske «Die gläserne Stadt» im Hamburger Schauspielhaus

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Die Stimmung bei der Premiere in der Volksbühne war prächtig, und niemand hätte auch nur im Entferntesten gedacht, dass es René Polleschs letzte Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Partner in Crime werden würde. Nennen wir ihn «Fabian Hinrichs» wie auf dem Programmzettel, wo die Figur, die keine Figur ist, und der Schauspieler in eins fallen: ein nicht mehr ganz junger, immer noch diffus studentisch daherkommender WG-Bewohner in seinem leicht verwuschelten Alltag. Im echten Leben ein radi -kaler Künstler, zumindest neulich im Gespräch mit der «Zeit» aus Hamburg.

Da wünscht sich der Schauspieler eine «alltagserschütternde Kraft, und sei es auch nur für 10 Minuten». Da zieht es ihn gut Hölderlin-romantisch «ins Offene, in künstlerische Atmosphären, die riskant sind». Um sich herum sehe er oft nur die «moralischen Botschaften hinter einem Bühnenwerk», ein «wackeres Abklatschen von Programmpunkten». Zu oft erlebe er nur eine «Funktionärskultur, gemacht von Funktionären für Funktionäre».

Grund genug, im Verein mit René Pollesch gut eine Woche vor dessen bestürzendem Tod einmal mehr die Welt auf den Kopf zu stellen, zumindest für knapp 80 Minuten in der Berliner Volksbühne. Der Titel ...

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Theater heute April 2024
Rubrik: Neue Stücke, Seite 12
von Franz Wille

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