Neuro-Perspektiven
Letztlich war der Kaffee schuld. Dabei hatte der ehrgeizige Neurochirurg alles so perfekt geplant: zuerst dem Werbefuzzi namens «Du» irgendwie sein schriftliches Einverständnis abgeluchst, dass er ihn nächtens in seiner Wohnung überfallen darf, sein Gehirn entnehmen, in eine Nährlösung packen und an einen Computer anschließen, der ihm eine perfekte Umwelt vorgaukeln soll. Leider kann die Software nicht einmal guten Kaffeegeschmack simulieren, und die Küsse mit der neuen Praktikantin schmecken aus der Datenkonserve auch ernüchternd schal.
Es muss doch was Spezielles dran sein an der Wirklichkeit, die das Leben interessant macht.
Zu diesem nicht weiter überraschenden Ergebnis kommt Konstantin Küsperts «mensch maschine», nachdem der dämonische Nervendoktor noch die beteiligte Gefäßchirurgin aus dem Weg geräumt hat und sich ausdauernd mit seinem nerdhaften, aber mit großzügiger Fehlertoleranz ausgestatteten Programmierer herumgestritten hat. Am Ende steht die Einsicht, dass irgendein durchgeknallter Wissenschaftler immer zu allem bereit sein wird, aber die Rechenkapazität heutiger Rechner für ordentliche Wirklichkeitssimulationen einfach noch nicht hinreicht.
Sahar Amini hat den neuen ...
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Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Chronik Regensburg, Seite 59
von Franz Wille
Das Rauschen des Meeres. Rhythmisch schwanken die verlorenen Menschen hin und her, während die Musiker den Takt vorgeben. Eine Frau in Weiß (Claudia Iglesias Ungo) taucht auf der Kante des verrotteten Schwimmbadbunkers auf, zieht geisterhaft ihre Kreise, während zwei Immigranten (Robin Sondermann und Alexander Swoboda) ihr zusehen, aber aus Angst vor Entdeckung der...
Kaum zu glauben, dass Ödön von Horváth so etwas geschrieben haben soll: Sein Don Juan, der aus dem Ersten Weltkrieg kommt, verkörpert die einzige historische Konstante, nachdem Millionen tot sind, die alte Welt zerbrochen, der Kaiser abgedankt, das Geld nichts mehr wert ist. Nur die weiblichen Reflexe folgen noch der alten Kompassnadel. Alle Damen der Schöpfung...
Mit Dimiter Gotscheff ließ sich besser schweigen als reden. Als hätte er seinen Augen mehr getraut als Worten. Wenn Gotscheff zu reden begann, rau und warm, war es stockend, tastend. Ein Kampf, etwas über die Lippen zu bringen. Mehr Skepsis als Phlegma. Keine Floskeln und griffigen Formeln, keine Manöver. Keiner unserer Theater-Muntermacher, Alleskönner und...