Neue Stücke · Aufführungen (10/2019)
Aufführungen
Schwere Stoffe im Oktober: Mit Michel Houellebecqs «Die Möglichkeit einer Insel» blickt Robert Borgmann am Berliner Ensemble ins fünfte Jahrtausend einer verstrahlten Menschheit. Amir Reza Koohestani lässt am Deutschen Theater Heiner Müllers Bogenkrieger Philoktet in den Krieg zurückholen.
Claudia Bauer widmet sich in der Berliner Volksbühne Heiner Müllers «Germania»-Komplex, eine groteske Geschichtsphilosophie über die Geburt einer Nation aus dem Geist des Krieges.
Da ist auch Kleists «Hermannsschlacht» nicht weit, die Dusan David Parizek zu Varus’ Verdruss in Leipzig noch einmal schlägt. Johan Simons wiederum versetzt Mackie Messer aus der Bettleroper ins Ruhrgebiet, als Kneipenkantate für Bettler, Bergleute und Betrunkene. Christopher Rüping pflückt in Zürich John Steinbecks «Früchte des Zorns», die langsame Verelendung klimageschädigter Kornbauern aus der Großen Depression. Herbert Fritsch treibt in der Berliner Schaubühne die philosophische Frage um, ob wir so unverwechselbar sind, wie wir meinen, wofür sich Kleists «Amphitryon» besonders eignet. Michail Bulgakows hochverspiegelte Stalinismus-Farce «Meister und Margarita» steht in Wien auf dem Plan, in Szene ...
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Theater heute Oktober 2019
Rubrik: Daten, Seite 62
von
Beim Chemnitzer Wettbewerb für Nachwuchsdramatik machte in diesem Jahr eine Geschichte um Liebe mit Aliens das Rennen. «Rauschen. Oder: Wenn du nicht existierst, geh mir bitte aus dem Licht. Danke», so der komplette Titel, den Natalie Baudy sich für ihren Text ausgesucht hat und der über weite Strecken eher an eine Kurzgeschichte erinnert.
Im Mittelpunkt stehen...
Am Ende liegt ein Mann in der Badewanne. Macbeth, der Machtmensch, der Karrierist, der über Leichen geht, ist tot. Der Kopf ist zur Seite gefallen, wobei er sich auf ein Handtuch stützt, das ihm kurz vorher sein einstiger Rivale Macduff vorsichtig um das Handgelenk gewickelt hatte. Geradezu fürsorglich und besorgt begleitet dieser ihn zur Wanne, in der sich Macbeth...
Von dieser Seite droht nichts Neues. Das Festival von Avignon in seiner 73. Ausgabe zeigt geradezu exemplarisch das Debakel einer arrivierten, institutionell etablierten, selbstgefälligen Linken in Frankreich. «Il faut réinventer la gauche», werden die soziologischen Revolutionäre um Didier Eribon, Edouard Louis, Geoffroy de Lagasnerie nicht müde zu rufen: Man muss...