Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Die EinmaligedeutscheTheaterlandschaftumdieunsdieganzeWeltbeneidet ermöglicht in reibungslosem Zusammenspiel mit der Deutschen Bahn einen tollen Inszenierungsvergleich: «König Lear» in je dreieinhalb Stunden in Hamburg und Bremen, in der glitzernden Großstadt und der an Schwarzbrot knabbernden Provinz. Am Ende jeweils qualvoller Tod und langanhaltendes, schauriges Verrecken. Aber wie man an dieses Ende kommt und was es bedeuten soll, darüber besteht in den beiden Hansestädten interessante Uneinigkeit.
Lear ist der große Abgewickelte der Dramenliteratur, der Selbstabwickler, der nichts vom sozialen Abstieg ahnt, den er sich in seinem Größenwahn heraufbeschwört. Er will die Zeitenwende nicht begreifen. Passenderweise beginnt Karin Henkels Bremer «Lear» als Rücktritt des Patriarchen eines Familienbetriebs, eines Knäckebrotfabrikanten vielleicht, den Detlev Greisner angemessen fernseh-sonor spielt. Die ganze Bühnenschräge ist sein riesiger Schreibtisch, hinter dem er auf einem Designersessel thront. Die Bande aus Töchtern, Schwiegersöhnen und dem Berater Gloster (Sebastian Dominik als eine Art Mafia-Familienanwalt) fährt in angespannter Festlaune aus dem Orchestergraben empor. ...
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Es war wie beinahe jedes Jahr. Als die siebenköpfige Jury des Theatertreffens Ende Februar nach eines langen Tages Diskussionen über ihre Favoriten aus 300 Inszenierungen landauf, landab erschöpft auf das «Tableau» der Einladungen blickte, sah sie: 2 x Berlin, 2 x Hamburg, 2 x Münchner Kammerspiele, 2 x Zürich, 1 x Wiener Burgtheater und, immerhin, 1 x Hannover....
Als das Kölner Schauspielhaus am 8. September 1962 eröffnet wurde, hatten hier Schillers «Räuber» Premiere. Die lassen es bekanntlich krachen, und das macht sich, um einen Anfang zu setzen, immer gut. Schon elf Jahre zuvor hatte Düsseldorf mit demselben Stück sein Schauspiel von der Oper getrennt, und so war der Rivalität der beiden Diven am Rhein einmal mehr...
Der Schottenrock wird weithin unterschätzt. Man hat ihn als sympathische Schrulle lieb gewonnen, nimmt ihn als Kleidungsstück aber nicht weiter ernst. Damit ist jetzt Schluss: Die Protagonisten der Oscar-Wilde-Inszenierung «Ernst ist das Leben» im Akademietheater demonstrieren eindrucksvoll, wie kleidsam und sexy das verkannte Teil sein kann – und wie gut der Kilt...