Nachbeben
Inmitten der Bühne schwebt eine Leinwand. Gesichtslose Knetmännchen führen hier einen grotesken Tanz zu elektronischen Klängen auf, in dessen Verlauf sie sich mit Nadeln erstechen. Dann erschüttert ein Erdbeben das aus weißen Spanplatten und Gerüststangen zusammengeschraubte, sich über zwei Ebenen erstreckende Bühnenprovisorium, Tassen in einem videoprojizierten Schrank fangen an zu scheppern, Lampen wackeln bedrohlich, gleichzeitig krampft ein Mädchen auf einem Bett in konvulsivischen Zuckungen: Pastors Betty kämpft mit dem Nachbeben der letzten Nacht.
Ein imposanter, aber nirgendwohin führender Auftakt einer Neuauflage von Arthur Millers Ende des 17. Jahrhunderts in Massachusetts spielender McCarthy-Parabel «Hexenjagd» von 1953, die Sebastian Baumgarten auf die grundlegenden Übel des heutigen medien- und fastfoodgeschädigten Amerika überträgt. Der «ideologische Krieg», der die historische Hexenverfolgung von Salem auch war, in dem «der Feind zunächst nur eine Idee ist» (Miller), lässt sich durchaus auf die ideologisch religiöse Doktrin eines George W. Bush beziehen, der nicht nur Angriffskriege gegen «das Böse» führt, sondern auch, wie mit dem Patriot Act, rechtsstaatliche ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das Haus ist groß und leer, ein white cube aus Rigips mit Satteldach. So gemütlich sehen die Mannschaftszelte von innen aus, die von der Bundeswehr in Katastrophengebieten zur Erstversorgung aufgestellt werden. Nun sprengt die Notunterkunft beinahe die geräumige Bühne des Hamburger Schauspielhauses, und trotz ordentlicher Belegung bleibt noch viel Platz für...
zügelung der sprache ist es wozu der westliche mensch am wenigsten geeignet scheint /
1 objekte
eine junge frau auf dem rücken liegend. nackt. beine offen. vor ihrer scham eine riesige halbierte melone. sie, die melone, wird gefingert, geleckt – endlos. duschen geht nicht. wohl kein wasser da in taipeh. dafür überall melonen. schwimmen im fluss zusammen mit...
Eine Uraufführung in Fortsetzungen: Erst die dritte Inszenierung bringt sie zum Abschluss. Zunächst die falsche Kombination (Bruno Ganz und Claus Peymann, das konnte nicht gut gehen, Abbruch der Proben). Dann der richtige Regisseur (Luc Bondy), aber in der fremden Sprache (Uraufführung auf Französisch in Paris), dann der richtige Ort (Berlin), aber der falsche...