Mehr Gerechtigkeit wagen
Es ist natürlich eine sehr griffige Formulierung, zu behaupten, dass die Demokratie durch Demokratisierung zerstört wird oder, um es etwas genauer zu formulieren: Mehr Demokratie im quantitativen Sinne bedeute noch keine verbesserte Demokratie. Aber gehen wir erst einmal den Gedanken mit, dass unsere Demokratie durch mehr Demokratisierung bedroht ist.
Unsere Probleme haben sich internationalisiert, wir haben, wie Herfried Münkler ja auch sagt, versucht, auf diese Internationalisierung mit einem EU-Parlament oder G20-Treffen zu reagieren.
Und Münkler beschreibt sicher zutreffend, dass nationale Parlamente und Regierungen an transnationale Regierungen Kompetenzen abgegeben haben.
Die Globalisierung ist, wie schon oft erörtert, natürlich keine Liberalisierung der Märkte in dem Sinne, dass alle Länder der Welt am freien Markt partizipieren und so reicher werden können. Sondern sie ist der Versuch einiger westlicher Nationalstaaten, Märkte in der Zweiten oder Dritten Welt als Absatzmärkte zu öffnen, um ihre eigenen Nationalökonomien reicher zu machen. Ein Beispiel dafür wären die Schutzzölle, die die USA vor einigen Jahren auf Stahl erhob, um so den Markt ihrer eigenen ...
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Theater heute April 2010
Rubrik: Wagnis Demokratisierung 2, Seite 49
von Thomas Ostermeier
Ein Leben als Heldin ist nicht so einfach für jemand, der aus Neuss stammt. Das Mittelmaß der Mittelstadt von der anderen Rheinseite führt am Düsseldorfer Schauspielhaus in Martin Heckmanns’ Stück «Hier kommen wir nicht lebendig raus. Versuch einer Heldin» zu einem Lebensentwurf, in dem «Schmerz besser ist, als nie
gelebt zu haben». Hermann Schmidt-Rahmer...
Normalerweise werden größere dramatische Figurenansammlungen entweder über diverse Handlungsstränge zusammengehalten oder in Durchgangsräumen organisiert. Gerne müssen Hotelhallen oder Bahnhöfe dafür dienen. Ulrike Syha hat sich jetzt etwas wirklich Neues ausgedacht: einen von Piraten entführten Öltanker, die Panama Star, irgendwo da draußen auf dem blauen Ozean....
Das Verlässliche an der Habsucht ist, dass sie sich nicht therapieren lässt. Schon gar nicht von ein paar Bankenpleiten. Im Gegenteil. So ein globaler Finanzkrach wirkt erfrischender als Heilfasten: Das Portfolio wird entschlackt von allem, was da so vor sich hin fault. Hinterher fühlt sich die Habsucht wie neu geboren, der Kurssturz von gestern ist der...