Kugelschreiber und Sinnlos

Henriette Dushe: «Menschen bei der Arbeit»

Versuch über einen Zustand für drei Spielerinnen und zwei Spieler», so lautet der Untertitel des diesjährigen Gewinnerstücks des Retzhofer Literaturpreises, das in der nächsten Spielzeit am Schauspiel Chemnitz uraufgeführt wird. Die Versuchsanordnung: eine baufällige Showtreppe inmitten einer wild verwahrlosten Wiese, einer Industriebrache, eine «blühende Landschaft, finanziert von Europageldern zum Aufbau Ost».

Die Spieler: ein Sachbearbeiter, kurz «Kugelschrei­ber» genannt; zwei ihm dienliche Sachbearbeiterinnen (eine Prinzessin und ein Engel mit schief rostigen Flügeln); eine Frau im Dirndl, ehemals berühmtes Funkenmariechen, das durch einen Fehler im Verkaufssektor arbeitslos geworden ist, und schließlich noch der Mann, der sinnlos erscheint, signifikant als «Sinnlos» bezeichnet. 

 

Kaum sind alle versammelt, kann sie schon losgehen, die «Greatful Beginning Show». Salbungsvoll und begleitet von orchestraler Revue-Musik entertaint Kugelschreiber einem Showmaster gleich vor seiner illustren «Gemeinde» die Schöpfungsgeschichte des Menschen, die Erschaffung eines Wesens aus Staub: der König der Welt, auserkoren zu wirken, zu bauen und niemals dem Stillstand anheim zu fallen. ...

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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 162
von Esther Holland-Merten

Vergriffen
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