Kütt et, wie et kütt?
Wilfried Schulz macht in der ersten Spielzeit seiner Düsseldorfer Intendanz deutlich, dass er die Diaspora-Situation des auf Ausweichspielstätten vertriebenen Schauspiels, die sich nun wohl über Jahre (mindestens bis 2020) hinziehen wird, nutzen will zur offensiven Verankerung in der Stadt. Alles will er – alle Stile, alle Publikumsschichten, alle Richtungen, alle Orte. Aber auch alles mit einer der Stadt angemessenen Noblesse und Unverbindlichkeit. So auch in den beiden jüngsten Projekten. Flüchtlingsintegration und Elitenkritik – zwei brisante Themen, elegant verpackt.
Die Bühne denkt nicht vor, der Zuschauer denkt nach – wenn er denn will.
Ein bewährtes Muster: Man nehme eine sozial und charakterlich genügend differenzierte Gruppe aus der theaterbesuchenden Mittelschicht, einen im Bewusstsein dieser Schicht mehr oder minder deutlich vorhandenen sozialen Konflikt, einen Eindringling, der den latenten Konflikt zur Entfaltung bringt, und eine Lösung, die zwar einen gewissen Schlusseffekt erreicht, aber das Problem letztlich ungelöst lässt. Die Dialoge erhalten Schärfe und Humor durch entlarvende Zuspitzungen, die aus dem Alltag wiedererkannte oder eigene Haltungen in eine belastbare ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: , Seite 19
von Gerhard Preußer
Mein Theater zu erklären, ist ausgesprochen schwierig.
Es ist so schwierig, dass ich nicht umhin komme, mit einem so seltsam anmutenden Thema wie «menschlichen Bomben» zu beginnen und mit «Jesus als Zimmermann» zu enden: Als ich das erste Mal von «menschlichen Bomben» hörte, war das nicht in Berichten über Angriffe von Selbstmordattentätern aus dem Mittleren...
Personen
Anton
Karin
Ihre Tochter Martina (ca. 7 Jahre alt)
Oskar
Jessica, Oskars Freundin
Erster Teil
Eine Küche. Anton und seine Tochter Martina. Martina sitzt an einem Tisch, allein, vor ihr
ein voller Teller mit Fleischstücken und Kartoffelpüree. Sie hat den Kopf gesenkt, isst nicht.
Anton steht an der Spüle, Hände verschränkt.
Anton Wir können gern den ganzen Tag so...
Geister gibt es in allen Kulturen, Stimmen aus dem Totenreich, Kobolde, Dämonen, bösartige oder verführerische Agenten des Jenseits. Meist haben sie spezielle Anliegen, wollen sich rächen oder entschuldigen, erkannt und erlöst werden, sind mitunter nur für Auserwählte sichtbar – und dabei auch stets so etwas wie ein Spiegel der Lebenden, die von ihnen heimgesucht...