Wortlose Blicke auf der Straße
Mein Theater zu erklären, ist ausgesprochen schwierig.
Es ist so schwierig, dass ich nicht umhin komme, mit einem so seltsam anmutenden Thema wie «menschlichen Bomben» zu beginnen und mit «Jesus als Zimmermann» zu enden: Als ich das erste Mal von «menschlichen Bomben» hörte, war das nicht in Berichten über Angriffe von Selbstmordattentätern aus dem Mittleren Osten, wie sie gegen Ende des letzten Jahrhunderts über die ganze Welt verbreitet wurden, sondern schon viel früher: 1973, in Kunming, im äußersten Südwesten Chinas.
Das war damals ein sehr wichtiges Jahr für mich, ich hatte während der Kulturrevolution gerade drei Jahre Kinderarbeit hinter mir, mit achtzehn Jahren war ich nun zu einem ruhmreichen Arbeiter «umerzogen» worden und hatte gerade meinen Antrag auf Mitgliedschaft in der Partei eingereicht. Nachdem ich schriftlich geschworen hatte, mein Leben dem Sieg des weltweiten Kommunismus zu widmen und jederzeit bereit zu sein, mein Leben bei einem Angriff auf die «39 Stufen der imperialistischen Räuberhöhle des Weißen Hauses» zu opfern, wartete ich auf die entsprechende Anhörung. Gegen Ende jenes Jahres allerdings fiel meine Begeisterung plötzlich in sich zusammen: Eines ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: International, Seite 34
von Zhang Xian
Eva Behrendt Herzlichen Glückwunsch, Ihr erstes Theaterstück «Vereinte Nationen» ist gleich zu den Mülheimer Stücken eingeladen geworden!
Clemens Setz Danke, das freut mich sehr. Das hätte ich gar nicht erwartet, mein Stück ist ja, von den benutzten Technologien mal abgesehen, eher zeitlos.
EB Wirklich? «Vereinte Nationen» erzählt davon, wie ein Vater sich und seine...
Die Heilige Schrift in vier Stunden: «Die Bibel», eingedampft für die Bühne von Niklas Rådström (übersetzt vom Intendanten Steffen Mensching), inszeniert von Alejandro Quintana, ist eine Revue der Schöpfung und der Wunder, des Glaubens und des Zweifelns, eine verwirrende Szenenfolge von Karl Krausscher Wucht, nur dass es sich hier eben um die ersten Tage der...
Ich habe die Szene noch vor Augen: Ein Kneipentisch im Freien, ein sonniger Berliner Vormittag, Carl Weber mit einer Gruppe von Studierenden, erzählend, erläuternd, mit dem jugendlichen Feuer, das er auch im hohen Alter noch ausstrahlte. Ich hatte ihn gebeten, bei Gelegenheit des Berliner Theatertreffens über Brecht und sein Theater zu sprechen. Ganze Seminare...