Krieg und Komödie
Dass über die Mächtigen gelacht werden darf, ist eine der unbestreitbaren Errungenschaften der Demokratie, und überall da, wo sich heute populistische Autokraten zurückmelden, stirbt das Lachen zuerst. Deshalb folgt schon bei den antiken Dionysien auf eine Trilogie von drei schrecktriefenden Tragödien jeweils ein be -freiend anarchisches Satyrspiel.
Das kollektive Lachen im Chor lockert die Erstarrung durch Furcht und Mitleid, löst Denkblockaden und stellt die Autorität der Mächtigen infrage, so sehr, dass die es immer wieder drauf anlegten, den Witz unter Kontrolle zu bringen oder besser noch ganz verschwinden zu lassen.
So kommt es, dass von Hunderten von aufgeführten Satyrspielen kaum eines überliefert wurde, auch nicht das zur «Orestie» des Aischylos, dem Urmythos der athenischen Demokratie, gehörige, von dem wenig mehr als der Titel «Proteus» bekannt ist, ein windiger Meeresgott, prophetischer Gestaltwandler und Hüter von Poseidons Robben, auf dessen Insel Helena und Menelaos auf ihrer Heimreise nach Sparta stranden.
Doch nun soll das verschollene Stück wieder aufgetaucht sein. Entfernt erinnert die Idee des österreichischen Dramatikers und Autors der Klima-Trilogie Thomas ...
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Theater heute Februar 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 13
von Silvia Stammen
Da steht er nun, die Beine breit, Gesicht zur Wand, den Hintern entblößt, und eine Geheimpolizistin scannt den sonst auf gut gepolsterte Bürostühle vertrauenden Allerwertesten des Versicherungsangestellten mit ihrem Smartphone kaltschnäuzig ab. Geht auch gleich viral, das Filmchen. Auf die Klicklust der Community ist Verlass, solange die Bilder die Basic Instincts...
Langsam kommt sie in Fahrt, die neue Direktion Stefan Bachmann an der Burg. Und «langsam», das bedeutet auch, dass sie mit Inszenierungen punktet, die sich Zeit nehmen. «Nur ned hudeln», heißt es in Wien, nichts überstürzen. Mit dieser Devise fahren beide ausgezeichnet: die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die sich im Akademietheater Nikolai Gogols...
Der «Camino Real» ist für Lavinia Nowak ein weiter Weg in die Freiheit. Am Wiener Volkstheater vermengt die Regisseurin Anna-Sophie Mahler etliche Ensemblemitglieder mit der bekannten US-Band Calexico auf der Bühne zu einer recht konzertanten Inszenierung von Tennessee Williams’ seltsamstem Stück.
Sich neben solchen popmusikalischen Schwergewichten zu profilieren,...