Klytämnestras Blutrausch

Tom Lanoye: «Atropa – Die Rache des Friedens»

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Der giftige Saft der Tollkirsche (Atropa belladonna) verlieh, in die Augen geträufelt, einen träumerischen Blick und war ein Aphrodisiakum und Schönheitsmittel der Frauen; doch Atropa ist auch der Name der griechischen Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden durchschneidet. Die Frauen, ob Mutter, Tochter, Gattin, Geliebte, Rivalin oder Feindin, ob Griechin oder Trojanerin, in «Atropa» werden sie zu Schicksalsschwestern in Liebe und Tod.

Das Stück ist eine Trilogie über Krieg, Gewalt, Liebe und die Macht der Sprache, in dem verstörend und eindrucksvoll immer wieder männliches Heldengetöse und Machtgefasel den Geschichten vom individuellen Leid der Frauen gegenüber­stehen. Es sind Geschichten von rücksichtsloser Instrumentalisierung, von Tod und Auslöschung im Namen einer zweifelhaften «Kultur», Geschich­ten von Jungfrauen, die geschlachtet oder in den Wahnsinn getrieben werden, von verschleppten und versklavten Frauen, von Müttern, die ihre Kinder und Männer verlieren und schließlich ihr eigenes Leben. Doch es sind auch Geschichten von rasender, von blind machender, von unglücklicher und verhängnisvoller Lieabe in Zeiten des Krieges. 

 

«Atropa – Die Rache des Friedens» von Tom Lanoye ...

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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 166
von Frank Behnke

Vergriffen
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