Klytämnestras Blutrausch
Der giftige Saft der Tollkirsche (Atropa belladonna) verlieh, in die Augen geträufelt, einen träumerischen Blick und war ein Aphrodisiakum und Schönheitsmittel der Frauen; doch Atropa ist auch der Name der griechischen Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden durchschneidet. Die Frauen, ob Mutter, Tochter, Gattin, Geliebte, Rivalin oder Feindin, ob Griechin oder Trojanerin, in «Atropa» werden sie zu Schicksalsschwestern in Liebe und Tod.
Das Stück ist eine Trilogie über Krieg, Gewalt, Liebe und die Macht der Sprache, in dem verstörend und eindrucksvoll immer wieder männliches Heldengetöse und Machtgefasel den Geschichten vom individuellen Leid der Frauen gegenüberstehen. Es sind Geschichten von rücksichtsloser Instrumentalisierung, von Tod und Auslöschung im Namen einer zweifelhaften «Kultur», Geschichten von Jungfrauen, die geschlachtet oder in den Wahnsinn getrieben werden, von verschleppten und versklavten Frauen, von Müttern, die ihre Kinder und Männer verlieren und schließlich ihr eigenes Leben. Doch es sind auch Geschichten von rasender, von blind machender, von unglücklicher und verhängnisvoller Lieabe in Zeiten des Krieges.
«Atropa – Die Rache des Friedens» von Tom Lanoye ...
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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 166
von Frank Behnke
Alles falsch». So steht es in großen farbigen Lettern auf einem Plakat in dem sparsam eingerichteten Café «kwadrat» im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort, das Kathleen Morgeneyer für unser Treffen vorgeschlagen hat. Teil der Inszenierung? Sollte Stanislawski das hier aufgehängt haben, oder Strasberg oder ein anderer gestrenger Kunsterzieher? Ist die karge Bühne für...
Seit über einem Jahr sprechen wir jetzt über die Krise. «Spürst Du die Krise schon?» Oder: «Spürst Du die Krise noch?» Die Autorin und Regisseurin Gianina Cãrbunariu, die 1977 im rumänischen Piatra Neamt geboren wurde und heute in Bukarest lebt, hat auf diese Fragen vor kurzem mit einem klaren «Ja!» geantwortet. Ihre Stelle als Dozentin für Szenisches Schreiben an...
In meinem Pankower Hinterhof wohnen seit ein paar Wochen neue Mieter. Junge Leute, wie nur noch selten im Kiez. Sie sind knapp zwanzig Jahre alt, tragen schwarze Klamotten, sitzen im Hof beim Bier und hören laute Musik. Die Musik stört mich weniger, dafür bin ich zu selten zu Hause, aber ein riesiges gelbes Ortseingangsschild, das sie unter ihren Wohnungsfenstern...