Kein Privatleben

Bertolt Brecht «Trommeln in der Nacht» am Schauspiel Bochum

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Wofür soll man kämpfen in dem bisschen Leben, das uns vergönnt ist? Kann, darf man unpolitisch bleiben? Der Konflikt zwischen politischem Engagement und privatem Lebensglück entfacht neu in Zeiten, in denen Deutschlands «Kriegstüchtigkeit» öffentlich gefordert wird. Sie trieb auch Brecht zeitlebens um. Historische Folie von «Trommeln in der Nacht», das seinen Ruhm begründete, ist der Spartakus-Aufstand vom Januar 1919, bei dem kommunistische Aktivisten in Berlin kurzzeitig eine Räterepublik errichteten. Nach einer Woche wurden sie brutal vom Freikorps niedergeschlagen.

In Bochum scheint der Konflikt aber zunächst noch niemanden zu erreichen. Kraglers Braut Anna, die eigentlich trauernd auf ihren Verlobten wartet, erscheint nicht ganz von dieser Welt. Linde Dercon, Nachwuchstalent aus den Niederlanden, spielt Anna intensiv und doch abgekoppelt von der Welt. Sie macht seltsame Verrenkungen, lacht unmotiviert, streckt die Zunge heraus wie ein wildes Tier auf dem Sprung. Ist es, weil Brecht ihr keine echte Stimme gab – und erst die Autorin Seyda Kurt Anna zum Leben erweckt? «Ich ich ich rede jetzt. Was bin ich? Bin ich ein Mensch?», ruft sie ins Pu -blikum, analysiert ihre umfassende ...

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Theater heute August-September 2025
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Dorothea Marcus

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