Karacho bis zum Pausenstopp
Viel Lärm um Nichts» ist eine Komödie, deren Titel ein Regisseur durchaus ernst nehmen darf. Auch wenn hier Soldaten aus dem Krieg heimkehren, es Schurken und moralische Ansinnen gibt, auch wenn hier Stolz zu Demütigungen und Dummheit zum Erfolg führt, bleibt Shakespeares flottes Bühnenstück doch zu allererst ein Schlachtplan für Vergnüglichkeiten.
Also macht das Konzept des Hamburger Thalia Theaters durchaus Sinn, aus dem Klassiker ein Sommerstück zu machen, dafür ein Zelt in der Hafencity neben Baustellen, Aussichtsturm und Fährterminal aufzustellen, um hier so richtig boulevardmäßig die Sau raus zu lassen. Und David Bösch ist dafür ein hervorragender Regisseur, denn er beherrscht den flachen wie den kultivierten Scherz, jugendliche Überreiztheit wie handwerkliches Pointendreschen gleichermaßen.
Entsprechend fühlt sich seine Inszenierung in dem Zirkusambiente gleich so richtig wohl. Rasante Auf- und Abtritte mit Mofas und im Spurt, mit Luftballons und Schunkelmusik bringen als Ouvertüre die Besucher auf Touren – und dann fliegt in affenartiger Geschwindigkeit die Filmgeschichte am Inszenierungsfenster vorbei. Im effektsicheren und temperamentvollen Tempotheater, das Bösch in ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Geister machen gewöhnlich nachts auf sich aufmerksam. Klopfgeräusche aus dem Schrank oder Geheul im westlichen Flügel sind immer ein Hinweis darauf, dass in der Vergangenheit noch eine Angelegenheit offen ist. Man kann damit locker umgehen und das Gespenst zu dem Familienmitglied erklären, das es meistens ohnehin ist. Oder man kann sich fürchten, dann gehört die...
Was hat die Mutter ihrem Sohn zu sagen, der auf seine Hinrichtung wartet? Eine zerbrechliche alte Frau stolpert langsam in Richtung Rampe, in ein wollenes Tuch gewickelt, Mitbringsel für ihren Jungen in der Hand. Zitternd und distanziert trifft sie ihn an. Eigentlich möchte sie ihm von ihrer Trauer erzählen, aber stattdessen entringt sich ihr eine kleinliche...
Die große Peer-Gynt-Sause kurz vor den Sommerferien bot eine gute Gelegenheit, mal wieder über den gigantischen Schrebergarten namens Berliner Freie Szene nachzudenken. Ist er in seiner enormen Größe (250 bis 300 kontinuierlich produzierende Gruppen) und Vielfalt (von der robusten Nutzpflanze über die neugezüchtete Rose bis hin zum düngenden Mist) nicht längst...