Kant, Hegel und Marx

In Zürich inszeniert Matthias Hartmann Thomas Bernhards «Immanuel Kant», und Peter Zadek sucht nach George Bernard Shaws «Major Barbara»

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Auch wenn die Größenverhältnisse andere sind, so verhält es sich mit dieser Sunnyi Melles auf der Zürcher Pfauenbühne doch gerade so wie mit einer gewissen Nicole Kidman in einem Film namens «Australia»: Da wird eine Diva gewordene Lichtgestalt, ein Geschöpf, an Körper wie an Benehmen ganz und gar vornehm, ein Wesen, so hell und zart und zerbrechlich, plötzlich zur handfesten Komödiantin und fühlt sich in diesem Aggregatszustand so sichtbar wohl wie selten.

Oder um es etwas direkter zu sagen: Was für eine Granate, diese knapp 50-jährige Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein! Dafür lohnt sich der Abend.

Wie sie da als «Millionärrin» mit künstlichem Kniegelenk auf dem Deck eines Luxusozeandamp­fers im schwarzen Badekleid auf einem zitronengelben Badetüchlein graziöse Turnübungen macht, als wäre sie aus einem Fitzgerald-Roman. Wie sie ununterbrochen verschiedene Erregungszustände miteinander verwurstelt, bis es euphorischer gar nicht mehr geht, und es spielend schafft, prominente Mitreisende und Reiseziel in einen Ausruf zu verpacken: «Kant und der Kardinal! Ich lie­be Amerika über alles!»

Den einen findet sie so «elegant» und möchte ihn deshalb als nächsten Papst sehen, den andern kennt sie ...

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Theater heute März 2009
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Simone Meier

Vergriffen
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