Kant, Hegel und Marx
Auch wenn die Größenverhältnisse andere sind, so verhält es sich mit dieser Sunnyi Melles auf der Zürcher Pfauenbühne doch gerade so wie mit einer gewissen Nicole Kidman in einem Film namens «Australia»: Da wird eine Diva gewordene Lichtgestalt, ein Geschöpf, an Körper wie an Benehmen ganz und gar vornehm, ein Wesen, so hell und zart und zerbrechlich, plötzlich zur handfesten Komödiantin und fühlt sich in diesem Aggregatszustand so sichtbar wohl wie selten.
Oder um es etwas direkter zu sagen: Was für eine Granate, diese knapp 50-jährige Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein! Dafür lohnt sich der Abend.
Wie sie da als «Millionärrin» mit künstlichem Kniegelenk auf dem Deck eines Luxusozeandampfers im schwarzen Badekleid auf einem zitronengelben Badetüchlein graziöse Turnübungen macht, als wäre sie aus einem Fitzgerald-Roman. Wie sie ununterbrochen verschiedene Erregungszustände miteinander verwurstelt, bis es euphorischer gar nicht mehr geht, und es spielend schafft, prominente Mitreisende und Reiseziel in einen Ausruf zu verpacken: «Kant und der Kardinal! Ich liebe Amerika über alles!»
Den einen findet sie so «elegant» und möchte ihn deshalb als nächsten Papst sehen, den andern kennt sie ...
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Ich spiele auf Ihnen wie auf einem Instrument, die richtigen Töne werde ich irgendwann schon aus Ihnen herausbekommen. Ich verstehe, Sie sind also weder Hellseher noch Spekulant, Sie sind überhaupt unschuldig, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen? Fast erreicht und doch gescheitert, fast hätten wir die Bank saniert gehabt, wenn wir nicht gescheitert wären – sowas...